In Favoriten hat die aus Ungarn vertriebene Central European University vorläufig ihre neue Heimat gefunden.

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Soros beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

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Der US-Milliardär George Soros will sich nicht nur mit der Finanzierung einer Universität begnügen, sondern die Hochschulbildung weltweit mit Milliardenbeträgen umkrempeln: Am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos rief er am Donnerstag ein Universitätennetzwerk ins Leben, das vor allem vernachlässigte Bevölkerungsgruppen wie Flüchtlinge, Häftlinge oder Roma erreichen soll.

Kern des "Open Society University Network" sollen die im Vorjahr aus Budapest nach Wien übersiedelte Central European University (CEU) und das Bard College sein, hieß es in einer Aussendung von Soros' Open-Society-Stiftung. Die Teilübersiedlung der CEU nach Österreich wurde in die Wege geleitet, nachdem ihr in Ungarn von der Regierung die rechtliche Grundlage entzogen worden war.

"Ich betrachte das Open Society University Network als das wichtigste und nachhaltigste Projekt meines Lebens, und ich möchte es noch zu meinen Lebzeiten in die Tat umgesetzt sehen", betonte Soros. Er unterstützt das Netzwerk mit einer Milliarde Dollar (900 Millionen Euro) "und bitte andere Philanthropen, sich zu beteiligen".

Wien, Arizona, Kirgistan und Bangladesch

Das Netzwerk soll Lehre und Forschung auf der ganzen Welt vernetzen. Zu Beginn seien die im Fernunterricht führende Arizona State University, die American University of Central Asia in Kirgisistan und die BRAC University in Bangladesch dabei.

Geplant seien gemeinsame Studiengänge, in denen Studierende und Lehrbeauftragte aus verschiedenen Ländern in persönlichen und Online-Diskussionen verbunden werden. Dabei sollen die Werte der offenen Gesellschaft gefördert werden, unter anderem freie Meinungsäußerung und Vielfalt der Weltanschauungen. Außerdem soll es ein "Akademiker in Gefahr"-Programm geben, das politisch gefährdete Akademiker in dem Netzwerk zusammenführt.

Soros betonte, dass man "weitsichtige Partnerinstitutionen" suche. "Wir können ein globales Netzwerk nicht alleine aufbauen." Der Präsident des Bard College, Leon Botstein, bezeichnete OSUN als "die revolutionärste Initiative im Hochschulbereich, die ich in meiner Karriere erleben durfte". Die Projekte von OSUN, das unter anderem in New Yorker Gefängnissen oder syrischen und somalischen Flüchtlingslagern aktiv sein soll, würden noch heuer starten.

Warnung vor Diktatoren

In einer Rede vor dem WEF fand Soros deutliche Worte zum Zustand der Welt, die zunehmend "von Möchtegern- und tatsächlichen Diktatoren regiert wird". Das Überleben der offenen Gesellschaft sei gefährdet, während zugleich eine noch größere Krise, der Klimawandel, drohe. Besonders besorgt zeigte sich Soros über die Entwicklung in Indien, wo derzeit "ein Hindu-Nationalstaat errichtet" werde.

Den US-Präsidenten Donald Trump bezeichnete Soros als "Hochstapler und Narzissten", der die ohnehin blühende US-Wirtschaft "überhitzt" habe. Das sei womöglich zu früh gekommen, "denn man kann eine überhitzte Wirtschaft nicht zu lange am Kochen halten", sagte der Starinvestor, der in seiner Karriere wiederholt Wirtschaftsentwicklungen richtig eingeschätzt hatte. "Wenn das kurz vor der Wahl passiert wäre, hätte es ihm die Wahl gesichert. Sein Problem ist, dass die Wahl noch zehn Monate entfernt ist, und in einer revolutionären Situation ist das eine Ewigkeit", sagte Soros. (APA, red, 24.1.2020)