Hier soll binnen weniger Tage ein Krankenhaus mit 1.000 Betten entstehen.

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Wuhan/Peking/Schanghai/Wien – Das Coronavirus hat mit den ersten beiden bestätigten Krankheitsfällen in Frankreich Europa erreicht. Ein Patient liege in Paris im Krankenhaus, der andere in Bordeaux, erklärte die französische Gesundheitsministerin Agnes Buzyn am Freitag bei einer Pressekonferenz. Beide seien in China gewesen. Es sei wahrscheinlich, dass es weitere Fälle geben werde.

Der Patient in Bordeaux sei 48 Jahre alt und vor zwei Tagen von einer Reise aus China zurückgelehrt, die auch einen Aufenthalt in Wuhan umfasst habe, sagte Buzyn. "Er liegt auf einem Isolierzimmer, um jeglichen Kontakt mit der Außenwelt zu verhindern. Es geht ihm gut." Über den Fall in Paris habe sie noch keine Informationen.

Am Donnerstag wurde der erste nachgewiesene Fall in Singapur bekannt. Laut aktuellen Angaben hatten alle betroffenen Personen einen Reisebezug zur chinesischen Millionenmetropole Wuhan.

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In Seoul werden Abfallbehälter desinfiziert.
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Die türkischen Behörden haben damit begonnen, Reisende aus China mit einer Wärmebildkamera zu kontrollieren. Am Istanbuler Flughafen, der ein internationales Drehkreuz ist, würden Fluggäste aus China seit Freitagfrüh sofort nach dem Verlassen des Flugzeuges gescannt, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu.

China riegelt Städte ab

Aus Angst vor einer Verbreitung des Coronavirus in China sind inzwischen mehr als 43 Millionen Menschen weitgehend von der Außenwelt abgeschottet. Auch in Yichang, wo vier Millionen Menschen leben, und in der etwa halb so großen Stadt Tianmen wurden am Freitag der öffentliche Nahverkehr, Fernbusse, Fähren und Züge gestoppt, wie die Behörden mitteilten. Das österreichische Außenministerium rät von Reisen in die Provinz Hubei ab.

Die Zahl der bestätigten Infektionen in China liegt mittlerweile bei fast 900. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet damit, dass sie weiter steigen wird. Bisher sind 40 Menschen gestorben. Die meisten hatten schon Vorerkrankungen.

Neues Krankenhaus in Wuhan

In der Millionenmetropole Wuhan, von der die Krankheit ihren Ausgang nahm, soll binnen eineinhalb Wochen eine Klinik mit 1.000 Betten nur für die mit dem neuen Erreger infizierten Patienten errichtet werden.

Auf der Baustelle waren am Freitag dutzende Bagger und Lastwagen im Einsatz, wie im TV-Sender CCTV zu sehen war. Die Klinik mit mehr als 25.000 Quadratmetern Fläche soll am 3. Februar in Betrieb gehen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.

Erinnerung an Sars

Die neue Klinik wird demnach aus Fertigbauteilen errichtet. Auf die gleiche Weise war 2003 in einem Vorort der Hauptstadt Peking in knapp einer Woche ein Krankenhaus für die Behandlung der vielen Sars-Patienten gebaut worden. An der Atemwegserkrankung Sars, die ebenfalls von einem Coronavirus ausgelöst wurde, waren 2002 und 2003 in Festlandchina 349 Menschen gestorben, 299 weitere in Hongkong.

In Schanghai ordneten die Behörden die vorläufige Schließung des dortigen Disney-Freizeitparks an. Schanghai und auch Peking forderten Menschen, die zuletzt in den betroffenen Regionen waren, auf, zwei Wochen lang zu Hause zu bleiben. Außerdem wies die chinesische Regierung alle Reisebüros im Land an, den Verkauf von Pauschalreisen ins Ausland und im Land zu stoppen. Am Freitag wurden auch Teile der Chinesischen Mauer aus Sicherheitsgründen gesperrt.

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Auch in Schanghai und Peking werden mittlerweile Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.
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In Deutschland rechnen Experten der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) damit, dass es in Einzelfällen zu einer Einschleppung des Virus in die Bundesrepublik kommen wird. Für die Bevölkerung bestehe aber kein Anlass zur Sorge. Kliniken – und dort speziell die infektiologischen Abteilungen – bereiteten sich aktuell darauf vor, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können. Jeder Verdachtsfall sollte so früh wie möglich durch einen Infektiologen begleitet werden, empfahl die DGI.

Keine Maßnahmen in Wien

In Österreich, speziell am Flughafen Wien-Schwechat, wurden vergleichbare Maßnahmen bisher nicht ergriffen, das Außenministerium rät jedoch von Reisen in die Provinz Hubei ab. Das Gesundheitsministerium verwies darauf, dass es keine Direktflüge aus den betroffenen chinesischen Provinzen gebe. Man sei laufend in Kontakt mit Experten, noch bestehe aber keine Veranlassung für Kontrollen. Vom Flughafen hieß es, die Mitarbeiter seien bei Flügen aus Fernost grundsätzlich zu erhöhter Aufmerksamkeit angewiesen worden. Bei Bedarf stehe medizinisches Personal bereit. (APA, AFP, 24.1.2020)