Kitzbühel – Wer beim Super-G am Freitag in Kitzbühel mit dem ersten Ex-aequo-Sieg auf der Streif seit Josef Walcher und Sepp Ferstl spekulierte, wurde eines Besseren belehrt. Der österreichisch-deutschen Co-Produktion in der Abfahrt von 1978 sollte 42 Jahre später nicht eine österreichisch-norwegische durch Matthias Mayer und Aleksander Aamodt Kilde folgen, denn das bis zur Startnummer 19 zeitgleich führende Duo wurde noch des Triumphs beraubt, als Kjetil Jansrud in 1:14, 61 Minuten die schnellste Linie durch den tückischen Kurs ins sonnendurchflutete Tal fand.

Kjetil Jansrud auf der Ideallinie.
Foto: APA/AP/Gabriele Facciotti

Der norwegische Super-G-Olympiasieger von Sotschi 2014 und Abfahrtsweltmeister in Are 2019 hat nach seinem Erfolg in der Sprintabfahrt 2015 seine ohnehin schon imposante Trophäensammlung mit dem 23. Weltcupsieg um die zweite prestigeträchtige Goldene Gams erweitert.

Es wurde bereits gemutmaßt, dass der 34-jährige Norweger nach durchwachsenem Saisonstart mit den Plätzen acht in Lake Louise und elf in Beaver Creek ohne seinem nach der Ski-WM in Schweden zurückgetretenen Spezi und Zugpferd Aksel Lund Svindal nicht mehr an Glanztaten vergangener Tage anschließen würde können. Dann zeigte aber der Mann aus Stavanger bereits beim Super-G in Gröden, als er sich nur um fünf Hundertstel Vincent Kriechmayr geschlagen geben musste, dass mit ihm weiter zu rechnen ist.

Knappe Kiste

Jansrud fixierte mit seinem ersten Weltcupsieg seit 2018 in Lake Louise, als er ebenfalls einen Super-G gewann, auch den ersten Erfolg für die norwegischen Speedherren in der Saison. Mayer verpasste seinen dritten Saisonsieg nach den Erfolgen im Super-G in Lake Louise und in der Kombination in Wengen um lediglich 16 Hundertstelsekunden. 2017 hatte er beim Super-G in Kitzbühel mehr Fortune, damals stand er ganz oben. Der 29-jährige Kärntner hat aber mit seiner insgesamt fünften Podestplatzierung in der Saison die Führung in der Disziplinenwertung von Kriechmayr, der über Platz sechs nicht hinauskam, übernommen. Spannend ist, dass Mayer nun mit 264 Punkten 28 Zähler vor dem gleichauf liegenden Dreiergespann Kriechmayr, Jansrud und Kilde rangiert.

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Lächeln am Podium: Matthias Mayer (links) und Kjetil Jansrud.
Foto: Reuters/Föger

Ob Peter Schröcksnadel Kitzbühel "sehr glücklich" verlassen wird können, wird sich erst am Sonntag im Slalom am Ganslernhang weisen. Ein erster Schritt ist mit Mayers zweitem Platz bereits getan, zumal sich der Präsident des österreichischen Skiverbandes drei Siege oder drei Stockerlplätze erhofft. Insofern wäre es zu des Präsidenten Befriedung nicht unvorteilhaft, wenn am Samstag in der klassischen Hahnenkammabfahrt (11.30 Uhr, ORF 1) ein ähnliches Ergebnis wie am Freitag herausschauen würde.

In bislang fünf Saisonabfahrten musste sich Österreichs Speedabteilung allerdings mit lediglich zwei Podestplätzen bescheiden. Nach Platz zwei von Kriechmayr in Beaver Creek und Rang drei in der ersten Abfahrt von Bormio durch Mayer hofft die nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher längst nicht mehr so erfolgsverwöhnte Skination auf den ersten Sieg in einer Abfahrt seit Kriechmayrs Triumph in Wengen 2019.

Fehlender Favorit

Bisher letzter österreichischer Abfahrtssieger auf der Streif war der aktuell verletzte Hannes Reichelt 2014. Dominik Paris, der Sieger von 2013, 2017 und 2019, fehlt nach seinem diese Woche beim Training in Kirchberg erlittenen Kreuzbandriss ebenso. Zu den Favoriten zählen neben dem im Disziplinenweltcup überlegen voran liegenden Schweizer Beat Feuz, im Super-G Siebenter, auch Mayer, Kriechmayr, Jansrud und Kilde. Und mit Johan Clarey auch der Schnellste im Abschlusstraining. Der 39-jährige Franzose war 2019 Zweiter im Super-G.

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Lindsey Vonn als Gratulantin.
Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher stellte im Vorfeld des Klassikers manchen ÖSV-Läufern die Rute ins Fenster: "Ich bin mit einigen Athleten und ihren Leistungen nicht zufrieden." Er verlange von ihnen, dass sie "engagiert, mit Mut und Überzeugung" zu Werke gehen. Bisher sei das Gezeigte von den Läufern aus der zweiten Reihe, wie Christian Walder oder Johannes Kröll, aber auch von Routinier Max Franz, im Super-G nur 24., einfach zu wenig gewesen. Ein Lichtblick könnte Daniel Danklmaier sein. Der Überraschungsfünfte 2019 und zuletzt Zwölfte in Wengen holte am Freitag mit ebendiesem Platz sein bestes Super-G-Ergebnis. (Thomas Hirner, 24.1.2020)

Ergebnisse des Weltcup-Super-G der Herren am Freitag in Kitzbühel – Endstand:

1. Kjetil Jansrud (NOR) 1:14,61
2. Matthias Mayer (AUT) 1:14,77 +0,16
. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:14,77 +0,16
4. Mauro Caviezel (SUI) 1:15,10 +0,49
5. Mattia Casse (ITA) 1:15,14 +0,53
6. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:15,40 +0,79
7. Beat Feuz (SUI) 1:15,47 +0,86
8. Andreas Sander (GER) 1:15,60 +0,99
9. Alexis Pinturault (FRA) 1:15,75 +1,14
10. Travis Ganong (USA) 1:15,76 +1,15
11. Johan Clarey (FRA) 1:15,81 +1,20
12. Daniel Danklmaier (AUT) 1:15,83 +1,22
13. Marco Odermatt (SUI) 1:15,95 +1,34
14. Nils Allegre (FRA) 1:15,96 +1,35
15. Christof Innerhofer (ITA) 1:16,01 +1,40
16. Blaise Giezendanner (FRA) 1:16,09 +1,48
17. Thomas Dreßen (GER) 1:16,12 +1,51
18. Christian Walder (AUT) 1:16,16 +1,55
19. Miha Hrobat (SLO) 1:16,19 +1,58
20. Emanuele Buzzi (ITA) 1:16,20 +1,59
. Peter Fill (ITA) 1:16,20 +1,59
22. Romed Baumann (GER) 1:16,26 +1,65
23. Bostjan Kline (SLO) 1:16,31 +1,70
24. Max Franz (AUT) 1:16,34 +1,73
. James Crawford (CAN) 1:16,34 +1,73
26. Ryan Cochran-Siegle (USA) 1:16,51 +1,90
27. Roy Piccard (FRA) 1:16,53 +1,92
28. Gilles Roulin (SUI) 1:16,55 +1,94
29. Matteo Marsaglia (ITA) 1:16,56 +1,95
30. Steven Nyman (USA) 1:16,57 +1,96

Weiter
38. Stefan Babinsky (AUT) 1:16,78 +2,17

Ausgeschieden u.a.:
Johannes Kröll (AUT), Otmar Striedinger (AUT), Carlo Janka (SUI)

Gesamtwertung nach 22 Rennen

1. Henrik Kristoffersen (NOR) 691
2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 671
3. Alexis Pinturault (FRA) 642
4. Matthias Mayer (AUT) 592
5. Dominik Paris (ITA) 556
6. Beat Feuz (SUI) 497
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 458
8. Kjetil Jansrud (NOR) 394
9. Clement Noel (FRA) 340
10. Daniel Yule (SUI) 335
11. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 316
12. Mauro Caviezel (SUI) 312
13. Loic Meillard (SUI) 307
14. Zan Kranjec (SLO) 306
15. Thomas Dreßen (GER) 305

Super G (4)

1. Matthias Mayer (AUT) 264
2. Kjetil Jansrud (NOR) 236
3. Vincent Kriechmayr (AUT) 236
4. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 236
5. Mauro Caviezel (SUI) 205
6. Marco Odermatt (SUI) 163
7. Dominik Paris (ITA) 145
8. Mattia Casse (ITA) 132
9. Thomas Dreßen (GER) 104
10. Beat Feuz (SUI) 97
11. Travis Ganong (USA) 88
12. Andreas Sander (GER) 86
13. Hannes Reichelt (AUT) 81
14. Alexis Pinturault (FRA) 79
15. Johan Clarey (FRA) 66

Mannschaft Herren (22)

1. Schweiz 2974
2. Norwegen 2725
3. Frankreich 2592
4. Österreich 2312
5. Italien 1465
6. USA 960
7. Deutschland 892
8. Slowenien 550
9. Schweden 446
10. Kroatien 260
11. Kanada 255
12. Russland 215
13. Großbritannien 87
14. Belgien 69
15. Bulgarien 55
16. Tschechien 12
17. Südkorea 10
18. Slowakei 4
19. Liechtenstein 2
20. Finnland 1

Nationencup (41)

1. Schweiz 4844
2. Österreich 4626
3. Italien 3869
4. Norwegen 3792
5. Frankreich 3267
6. USA 2258
7. Deutschland 1880
8. Schweden 1265
9. Slowenien 1009
10. Slowakei 770
11. Kanada 554
12. Tschechien 302
13. Kroatien 265
14. Russland 238
15. Neuseeland 210
16. Großbritannien 124
17. Liechtenstein 101
18. Belgien 69
19. Bulgarien 55
20. Japan 31
21. Serbien 11
22. Südkorea 10
23. Finnland 4
24. Argentinien 3
25. Bosnien-Herzegowina 2
26. Niederlande 1