Für einen Laien ist das Gehirnfragment kaum als solches zu erkennen.
Foto: APA/AFPPRESS OFFICE OF THE HERCULANEUM ARCHAEOLOGICAL SITE

Rom – Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 unserer Zeitrechnung war eines der prägenden Ereignisse der Menschheitsgeschichte – zumindest was Naturkatastrophen anbelangt. Generationen von Historikern und später auch Archäologen haben sich mit dem Ereignis befasst, das das regionale Zentrum Pompeji sowie die weniger prominenten Siedlungen Herculaneum, Stabiae und Oplontis verwüstete und vermutlich tausende Menschen das Leben kostete.

Und doch gibt es immer noch Neues zu entdecken. Einen solchen Überraschungsfund präsentieren nun italienische Wissenschafter im "New England Journal of Medicine": Bei einem der Opfer aus Herculaneum wurden glasartige Strukturen im Gehirn entdeckt. "Ich sah etwas glitzern im Inneren des Schädels und wusste sofort, dass ich da etwas beinahe Einmaliges vor mir habe", berichtet der Anthropologe Pier Paolo Petrone von der Universität Neapel Federico II, der an der Studie beteiligt war.

Enorme Hitze

Ursache der winzigen, dunkel schimmernden Fragmente im Schädel war dem Forscher zufolge die Hitze der ausgestoßenen Gase und Asche, die in Herculaneum auch verkohltes Holz zurückgelassen hat. Analysen dieses Materials deuten darauf hin, dass dort kurzfristig Temperaturen von bis zu 520 Grad Celsius erreicht wurden. Diese Hitze habe zu einer Vitrifizierung, also Verfestigung von Flüssigkeit, im Gehirn des Opfers geführt.

Da das Material nur im Schädel erhalten geblieben sei, habe die Theorie des verglasten Gehirns nahe gelegen. Bei speziellen Tests seien Proteine und Fettsäuren gefunden worden, die ebenfalls auf menschliche Hirnmasse und Haare am Kopf hindeuteten, schreiben die Forscher. Petrone: "Dieser Fund ist etwas Besonderes." (red, APA, 25. 1. 2020)