Mit Breakup Tours gibt es die erste dezidierte Reise-App für Menschen mit Trennungsschmerz – allerdings vorerst nur in Asien.

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Warum nicht Reisen anbieten, die für jene maßgeschneidert sind, die gerade eine Beziehung hinter sich haben und nach Ablenkung vom Herzschmerz suchen? Genau das dachten sich die Macher einer neuen Reise-App. Breakup Tours nennt sie sich und wurde von einem in Hongkong ansässigen Unternehmen entwickelt.

Anstatt die Benutzer nach Reisedaten und Hotelpräferenzen zu fragen, stellt die App den Kunden einige recht ungewöhnliche Fragen, darunter: "Stellen Sie sich jetzt den Mond vor, welche Form fällt Ihnen ein?" oder "Wenn Sie jetzt einen Anruf von Ihrem Ex erhalten, würden Sie ihn annehmen?"

Überwältigende Reaktionen

Mitbegründer Stephen Chung sagt gegenüber CNN Travel, das Unternehmen sei von der Überzeugung inspiriert, dass Reisen der beste Weg sei, um über Herzschmerzen hinwegzukommen. Er ist überzeugt: Reisen ermöglich es, sich zu lösen und neue Perspektiven zu geben.

Die im November lancierte Breakup-Tours-App ist ein Spin-off einer Marketingkampagne. Chung war Reiseleiter, bevor er eine Werbefirma namens Secret Tours Hong Kong mitbegründete. "Unsere erste Breakup-Tour war eine Mehrmarken-Werbekampagne mit ein paar Influencern im Jahr 2018", erinnert er sich. Man habe überwältigende Reaktionen bekommen. Ungefähr 650 Menschen hätten Bewerbungen eingeschickt, darunter verrückte und herzzerreißende Geschichten. "Ein Mädchen hat ein Foto von seiner Freundin bekommen, als ihr damaliger Freund 'alleine' unterwegs war. Es war ein Foto von der Hochzeit des Mannes in Okinawa mit einer anderen Frau. Sie waren seit sieben Jahren zusammen, bevor sie feststellte, dass sie nur eine Affäre war."

Eigenständiges Reisegeschäft

Das Team veranstaltete am Valentinstag ein Singles-Bar-Event und ein Breakup-Staycation. Chung erkannte bald, dass es eine Kluft zwischen Angebot und Nachfrage nach Dienstleistungen für die Betroffenen gab. Nicht lange danach wurde Breakup Tours ein eigenständiges Reisegeschäft.

Breakup Tours ist nicht das einzige Unternehmen, das sich an Singles richtet. Zum Beispiel zeigt ein Wandermuseum seit 2003 Artefakte von gescheiterten Beziehungen, und eine Bar in Japan erlaubt nur Solo-Trinker.

Kuratierte Services

Man kann jedoch annehmen, dass Breakup Tours die erste Reiseplattform ist, deren Angebot sich an Menschen richtet, die eine Trennung überwinden wollen. Denn im Vergleich zu anderen Reisebuchungs-Apps wie Klook und KKday (zwei weitere beliebte Anbieter von Reiseerlebnissen in Asien, Anm.) sei man darauf spezialisiert, kuratierte Services für Betroffene anzubieten, meint Chung.

"Nachdem wir mit vielen Menschen gesprochen hatten, stellten wir fest, dass es drei Schritte gibt, um zu über eine Trennung hinwegzukommen: emotionale Entspannung, etwas Neues probieren und etwas Neues lernen. Alle unsere Aktivitäten konzentrieren sich auf diese drei Schritte", hält Chung fest.

Workshops

Die App ist auf Englisch und Chinesisch verfügbar und umfasst derzeit mehr als 100 Produkte in zehn Städten in Taiwan, Japan, Thailand und Hongkong. Zu den Erlebnissen gehören eine geführte "Ending Ill-fated Love"-Tour in Tainan, eine dreistündige Gebetstour zu chinesischen Tempeln und ein Kintsugi-Workshop in Tokio, in dem die Teilnehmer die japanische Philosophie von Wabi-Sabi kennenlernen – "die fehlerhaften, unvollkommenen und doch wunderbaren Dinge des Lebens anzunehmen". Wem das nicht spannend genug ist, kann auch einen "Real Gun Shooting Workshop" in Chiang Mai buchen.

Reisende können Aktivitäten nach Städten oder ihrer aktuellen Stimmung durchsuchen.
Zusätzlich zu Reise-SIM-Karten erhalten Kunden vor ihrer Reise ein individuelles "Erste-Hilfe-Set". "Jedes Erste-Hilfe-Set ist auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten", sagt Chung.
Zu den Ausrüstungsgegenständen gehört eine therapeutische Schreibübung, die das Unternehmen gemeinsam mit einem Psychologieprofessor an der chinesischen Universität von Hongkong erstellt hat.

Allein sein

Die App von Breakup Tours hat auch eine Funktion namens "Circles of Travelers", mit der Benutzer andere finden können, die das gleiche Erlebnis gebucht haben, ihre Trennungsgeschichten lesen und sich mit ihnen verbinden können. Aber Chung besteht darauf, dass es keine Dating-App ist. Man wolle kein Matchmaking-Service sein. Wenn man allein sein möchte, könne man das auch bleiben.

Derzeit richtet sich das Angebot an Reisende aus Hongkong, soll aber auf Taiwan und Thailand ausgeweitet werden. Es gäbe aber wohl überall auf der Welt Potenzial dafür. Erhältlich ist die App für iOS und Android. (max, 4.2.2020)