Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Autobauer auf die Idee kamen, den Sport in der Abkürzung SUV direkt auf den Wagen zu beziehen und aus ihm einen breit nutzbaren Athleten machten. Eben einen SUV, der viel Raum mit viel Hub kombinierte – wir kennen das ja von Sportkombis. Inzwischen haben mehrere Hersteller solche Performance-SUVs im Angebot, darunter auch Alfa Romeo.

510 PS schöpft Ferrari für Alfa Romeo aus dem aufgeblasenen Sechs-Zylinder.
Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Der Stelvio mit dem grünen Kleeblatt als Verzierung setzt dabei nicht nur auf das klassische Einmaleins: ein hochgestelltes Auto mit Allradantrieb tieferlegen und mit einem ordentlichen Motor versehen. Die Italiener wollen in der Liga ganz oben mitspielen.

Der Ferrari Romeo

Das Aggregat haben sie sich bei der Konzernschwester Ferrari geholt – beide Marken gehören zu Fiat Chrysler, wie auch der Jeep weiter unten auf der Seite, der fast das Gegenteil von diesem hier besprochenen Auto ist. Ferrari hat für den Stelvio den V8, der etwa im Portofino verbaut wird, modifiziert und ihn in der Länge bedingungslos um zwei Zylinder gekürzt. Doch der Stammbaum blieb nicht ohne Folgen.

Das Cockpit wird erstaunlich nüchtern, bis man die roten Nähte sieht. Und wenn man den roten Startknopf drückt, ist der Blick überhaupt gleich wo anders.
Foto: Guido Gluschitsch

So hat der Bi-Turbo V6 jetzt nicht nur stolze 510 PS Leistung, sondern auch einen recht ungewöhnlichen Zylinderwinkel von 90 Grad, was den eigenwilligen, kernigen Klang erklärt. Auf den man bei Alfa Romeo ziemlich stolz ist, wie die vier Endrohre beweisen.

Die Bremsen sind – solange man sie nicht auf der Rennstrecke im Dauereinsatz hat – superknackig und trotzdem fein zu dosieren.
Foto: Guido Gluschitsch

Während die Motoren ausgelagert wurden, blieb den Technikern bei Alfa Romeo Zeit, sich um die selbstauferlegte Kernkompetenz Lenkung zu kümmern. Knackiger geht es nicht mehr, wenn es nicht unangenehm sein soll.

Fahrdynamik

Im Racemodus vergisst man dann fast vollends, dass man in einem SUV sitzt. Lediglich der hohe Schwerpunkt und das Fahrzeuggewicht von fast zwei Tonnen biedern sich dann doch einem allzu frühen Grenzbereich an. Da ist die Giulia, die im Quadrifoglio verde denselben Motor hat, halt schon ein anderes Erlebnis – noch dazu, wo die sich über einen Hinterradantrieb freuen darf.

Das Heck ist gar rund geworden, aber die vier Endrohre mit dem protzerten Rahmen setzen am Ende eh einen Kontrapunkt.
Foto: Guido Gluschitsch

Der könnte der Grund sein, war um der Klee-Stelvio um eine Zehntelsekunde schneller auf hundert ist. Aber man muss nicht bis jenseits der 183 km/h warten, falls dazwischen eine Kurve ist, damit die Giulia den Scudetto wieder vorn hat.

Utility, nicht nur Sport

Ganz am anderen Ende von dem Schild, das die Nummerntafel auf die Seite verweist, liegen dafür die Stärken des Stelvio. Bis zu 1600 Liter passen in das Heck des italienischen KleesUV. Utility eben.

Die Kiemen in der Motorhaube und das Kleeblatt unter dem Seitenspiegel lassen Kenner schon vermuten, dass da ein fetter Motor für Vortrieb sorgt.
Foto: Guido Gluschitsch

So gesehen ist dieser Stelvio eine schöne Kombination aus 50:50-Gewichtsverteilung (außer man schaufelt den Kofferraum voll), Sportsitzen – aber kommod zum Einsteigen – und protzigem Design, das trotzdem elegant ist. (Guido Gluschitsch, 3.2.2020)