Hans Peter Doskozil, der große Rote mit dem blauen Schuh, und seine Parteiobfrau Pamela Rendi-Wagner

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Der Freitag war der Abschlusstag eines ruhigen, beschaulichen Wahlkampfes im Burgenland. Der grüne Vizekanzler, Burgersünder Werner Kogler, wurde in der Eisenstädter Fußgängerzone vom dort standelnden Edelfleischer Otmar Tschürtz zur Mangalitza-Leberkäs-Semmel überredet. Der blaue Namensvetter Johann ist schon am Donnerstag mit Ex-Inneminister Herbert Kickl dem türkisen Jetzt-Innenminister in die Asyl-Parade gefahren.

Die türkise Frauen- und Integrationsministerin Susanne Raab besuchte mit dem türkisen Landeschef Thomas Steiner einen Integrationskurs für Frauen. Und Hans Peter Doskozil schloss sich für immerhin acht Kilometer dem Gewaltmarsch rund um den Neusiedler See an. "Nach drei Wochen Intensivwahlkampf sind frische Luft und Bewegung der richtige Ausgleich", sagt SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst.

Am Sonntag sind 250.000 Wahlberechtigte im Burgenland aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.
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Fürst hat sich, wie seine Kollegen bei der Konkurrenz, redlich bemüht um ein bisserl Feuer im Wahlkampf. Es wollte aber nicht brennen. Nicht wie gewohnt von so vielen anderen Kampagnen, in denen die Hackeln tief flogen. Und niemand davor zurückschreckte, den je anderen zur Not auch einen krummen Hund zu nennen.

Das Fehlen persönlicher Untergriffigkeit wirkte für viele fad. Die dazugehörige ORF-Elefantenrunde geradezu einschläfernd.

Diese Wahrnehmung erzählt auch – oder vor allem – vom Bild, das man sich mittlerweile von der politischen Auseinandersetzung macht. Man ist die Debatte entlang einer Sache kaum mehr gewöhnt. Denn so lässt sich der burgenländische Wahlkampf ja auch beschreiben: als Streit um Themen.

Eine Sachdebatte

Hans Peter Doskozil – von dem ein jeder gerne vergisst, dass er sich am Sonntag seiner ersten Wahl überhaupt stellt – ist es gelungen, seine Themen als die zentralen Streitpunkte zu setzen. Und damit nicht nur die Mitbewerber, sondern auch seine eigene, sehr introspektive SPÖ zu überraschen.

In der "ZIB Nacht" diskutierten Stv-Chefredakteurin vom STANDARD, Petra Stuiber, und Rainer Nowak von der "Presse" über die Burgenlandwahl.
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Die nun erstmals so intensiv geführte Debatte um den Mindestlohn von 1700 Euro netto in Landesnähe ist ja nicht nur der pannonische Wahlkampfschlager, als den Doskozil ihn sich wünscht. Umsetzbar war er nur, weil die Burgenländer sich nicht gescheut haben, sich trotz Parteitagsbeschlusses einen blauen, recht kommoden Schuh anzuziehen. Zweifellos schärft der Mindestlohn die gesamte rote Kontur, die sich aus pannonischer Sicht ja längst schon ausgewaschen hat. Geschickt wechselte Doskozil bei gut argumentierten Einwänden der Gegner gerne ins Grundsätzliche: "Soll man von Arbeit gut leben können?" Eine vielleicht zu lange vernachlässigte Ecke sozialdemokratischen Agierens.

Zum STANDARD sagte Kärntens SP-Landeshauptmann Peter Kaiser: "Das Burgenland wird zeigen, dass wir sehr wohl in der Lage sind, Wahlen zu gewinnen."

Das ist zwar das fürwitzige Lob des Tages vorm Abend, aber auch die anderen Parteien zweifeln nicht, dass Doskozil Landeshauptmann bleiben wird. Deshalb buhlen sie alle um ihn, allen voran die derzeitigen Mitregenten der FPÖ.

Doskozils Abschneiden stellt auch für die SPÖ in Wien die Weichen, sowohl für die im Rathaus als auch für die in der Löwelstraße. Doskozil stapelt mit seinem Wahlziel ("Ein Plus, und sei es noch so klein") taktisch tief, andererseits nimmt er den Mund durchaus voll. "Wir können der Sozialdemokratie in Österreich zeigen, wie man Wahlen gewinnt."

Die rote Hautevolee hat sich angesagt für Sonntag. Auch Pamela Rendi-Wagner kommt. Entweder um siegen zu lernen. Oder um mitzuerleben, ob des Hans Peter Doskozils forstwirtschaftliche Einsicht auch bei ihm schon greift. Wie sagte er zum Standard? "Der Baum, gegen den er rennen wird, ist für jeden Politiker schon gepflanzt." (Wolfgang Weisgram, 24.1.2020)