Heinz-Christian Strache sprach vergangenen Donnerstag vor seinen Anhängern in den Sofiensälen in Wien.

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Wozu braucht es einen Heinz-Christian Strache in der Politik? Für das Wettern gegen Ausländer nicht, das können der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp oder andere Blaue ebenso niveaulos. Auch das Scharnier zu Rechts-außen und selbst die Kontakte nach Russland schafft die FPÖ auch ohne den Altmeister. Oder, weniger zynisch gesagt: Scharfe Attacken gegen Türkis-Grün und das Propagieren von innerer Sicherheit kriegt auch ein Herbert Kickl hin, teilweise sogar pointierter als Strache selbst. Die Volksnähe liefert Norbert Hofer, das Bodenständige ein Manfred Haimbuchner. Also muss sich der einstige Vizekanzler zwingend eine andere Begründung für sein politisches Comeback einfallen lassen. Dass er ohne die Politik und ihre Annehmlichkeiten nicht leben kann oder einfach seiner Ex-Partei eins auswischen will, sind ja noch keine Verkaufsargumente.

"Die Allianz für Österreich"

Am Donnerstagabend konnte man Strache als Gastredner bei der für ihn gegründeten Splittergruppe "Die Allianz für Österreich" (DAÖ) beim Absetzen von kleinen Testballons beobachten. Es war ein kruder Mix an Themen, die er dort ansprach. Inhaltlich war es etwa die Leugnung des von Menschen verursachten Klimawandels, die er noch mit ein paar wirren Verschwörungstheorien aufmotzen konnte. Dazu der Kampf für die arme Minderheit der Raucher, die immer stärker drangsaliert wird – kein Wunder, dass Strache sein "Minicomeback" auf einer "Raucherdemo" gefeiert hat. Garniert wurde die DAÖ-Rede mit einer erstaunlich deutlichen Absage an den Antisemitismus, die in Straches Zielgruppe leider niemanden vom Hocker reißt.

Kurzum: Die fünf Prozent an Stimmen, die Strache in den Wiener Landtag befördern, wird DAÖ wohl ergattern. Das hat die FPÖ sich selbst zu verdanken, da sie jahrelang den Personenkult um Strache vorangetrieben hat. Aber dauerhaft ist die politische Karriere von Strache instabil.

H.-C. Strache beim Neujahrstreffen der DAÖ
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Keine Zukunftsvisionen

Viel zu stark spürte man am Donnerstag, dass Strache keine große Vision von der Zukunft hat, sondern vor allem aus Rachemotiven handelt. Die schärfsten Angriffe ritt Strache nicht gegen Türkis-Grün, sondern gegen die Freiheitlichen, die ihn "verraten" hätten. Das zeigt vor allem, dass Strache die Zeit seit Ibiza nicht für Selbstreflexion genutzt hat. Wenn jemand, der mit seiner Frau zehntausende Euro an Mietzuschuss, Spesenersatz und Gehalt erhalten hat, die FPÖ-Funktionäre als "Nattern, die ihn auszuzeln", bezeichnet, dann lebt er nicht erst seit Ibiza im falschen Film. (Fabian Schmid, 24.1.2020)