Kardinal Schönborn wurde kürzlich 75, bleibt aber vorerst im Kardinalsamt. Im März dürfte er den Vorsitz der Bischofskonferenz zurücklegen.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien – Kardinal Christoph Schönborn will in Sachen Kopftuchverbot auf Bildung statt auf Verbote setzen. Es müsse in einer pluralistischen Gesellschaft möglich sein, verschiedene religiöse Symbole im öffentlichen Raum zu haben, erklärte er am Samstag in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast".

"Das Entscheidende ist aber, dass über die Bildung Fehlentwicklungen, die auch mit religiösen Zeichen verbunden sein können, möglichst vermieden werden", so Schönborn. Die Bischofskonferenz habe bereits vor Monaten zu diesem Thema Stellung genommen. Der Akzent sollte weniger auf dem Verbieten, sondern mehr auf dem Erziehen liegen, sagte der Kardinal.

Abschiebung könne lebensgefährlich sein

Angesprochen darauf, dass konvertierte Asylwerber immer wieder davon berichten, dass Behörden sie dazu mitunter recht streng befragen, sagt Schönborn, man sei zwar in Kontakt mit den zuständigen Behörden, Konversionen würden jedoch zur Religionsfreiheit gehören. Es gebe "Menschen, die sich als Christen zum Islam bekennen, Christen, die Buddhisten werden und umgekehrt, das muss möglich sein". Das verstehe er als eine "Botschaft an alle Glaubensgemeinschaften".

Er sei der Meinung, dass das Urteil, ob jemand einer Glaubensgemeinschaft angehöre oder nicht, der jeweiligen Religionsgemeinschaft zusteht. Er erwarte, dass der Kirche Vertrauen geschenkt wird, "wenn wir einen Moslem auf die Taufe vorbereiten", immerhin würden diese Vorbereitungen oftmals ein Jahr lang dauern. Die Abschiebung in ein mehrheitlich muslimisches Land kann "für so jemanden lebensgefährlich werden", argumentierte der Kardinal. (red, APA, 25.1.2020)