Mayer und Kriechmayr (li) mit dem Lohn für die Wochenendarbeit.

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Doppelolympiasieger ist er schon, nun hat er nach dem Super-G 2017 auch die klassische Abfahrt in Kitzbühel gewonnen.

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Verneigung vor den Menschenmassen.

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Kitzbühel – Matthias Mayer hat just bei der 80. Auflage der Hahnenkammrennen und sechs Jahre nach Hannes Reichelt wieder für einen österreichischen Abfahrtstriumph auf der Streif gesorgt. Der Doppelolympiasieger gewann vor 50.000 enthusiasmierten Zuschauern in 1:55,59 Minuten mit 0,22 Sekunden Vorsprung auf Vincent Kriechmayr, der ex-aequo mit dem Schweizer Beat Feuz auf Platz zwei landete und den ersten ÖSV-Doppelsieg in Kitzbühel seit 2001 perfekt machte. Damals feierte die Skination durch Hermann Maier, Hannes Trinkl, Stephan Eberharter (zeitgleich mit dem US-Amerikaner Daron Rahlves) sogar einen Dreifacherfolg.

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Mayer am Hausberg im Anflug.
Foto: AP/Alessandro Trovati

Zweite Goldene Gams

Der Abfahrtsolympiasieger von Sotschi 2014 und Goldmedaillengewinner des Super-G in Pyeongchang 2018 kann nach 2017, als er den Super-G in Kitzbühel gewann, nun auch eine Goldene Gams für den Abfahrtstriumph mit nachhause nehmen. Der 29-jährige Kärntner hat mit seinem dritten Saisonerfolg nach Lake Louise (Super-G) und Wengen (Kombination) den ersten österreichischen Abfahrtssieg 2019/20 fixiert und nun insgesamt achtmal im Weltcup angeschrieben.

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Der Triumphator beim Genießen.
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Faust von Schwarzenegger

Das Spektakel begann wie jedes Jahr mit den Glocken aus dem Intro von "Hells Bells" von AC/DC. Von "Highway To Hell" begleitet verfolgten dann kurz nach 12 Uhr die gebannt hinaufblickenden Zuschauer die Fahrt von Mayer, der mit Nummer 13 an der Reihe war. Der Kärntner kam nach Rückstand bei den ersten zwei Zwischenzeiten und danach mit minimalem Vorsprung über den Hausberg heruntergebrettert und entschied den Hundertstelkrimi mit einer nahezu idealen Fahrt über die Traverse und einer Topgeschwindigkeit von über 142 km/h im Zielschuss zu seinen Gunsten. Da erhob sich sogar Arnold Schwarzenegger, die steirische Eiche, auf der VIP-Tribüne und ballte bei Walzerklängen die rechte Faust.

Mayer musste sich freilich lange gedulden, bis sein Sieg in trockenen Tüchern war. Immer wieder musste er bangen, weil zahlreiche Fahrer nach ihm mit besten Zwischenzeiten im oberen Streckenabschnitt glänzten. So etwa bei der Fahrt des Norwegers Kjetil Jansrud, Super-G-Sieger am Freitag, der schlussendlich als Sechster abschwang. Oder auch bei dem mit Startnummer 32 kommenden Deutschen Andreas Sander, der Elfter wurde.

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Partystimmung im ÖSV-Lager: Herrencheftrainer Andreas Puelacher, Vincent Kriechmayr, Matthias Mayer und Präsident Peter Schröcksnadel.
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"Es ist der Traum jedes Rennfahrers hier in Kitzbühel zu gewinnen. Ich bin sehr glücklich, es geschafft zu haben. Ich habe versucht, einfach schnell zu sein, war mir aber nicht sicher, ob es reichen würde", sagte Mayer. "Ich wollte jetzt einmal zeigen, was ich drauf habe und ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen. Es war ein starkes Rennen von mir", sagte Kriechmayr. "Es war eine sehr gute Fahrt, aber der Steilhang ist mir sicher nicht ganz so geglückt, wie erhofft. Ich habe aber nach unten hin aufgeholt und bin sehr zufrieden mit dem Podestplatz", sagte Feuz.

Feuz zum vierten Mal Zweiter

Der "Kugelblitz" genannte Schweizer verpasste eine Woche nach seinem Erfolg am Lauberhorn in Wengen zum bereits vierten Mal einen Sieg in Kitzbühel knapp. Der Abfahrtsweltmeister von St. Moritz 2017 musste sich 2016 dem Italiener Peter Fill, 2018 dem deutschen Überraschungssieger Thomas Dreßen und 2019 dem Italiener Dominik Paris geschlagen geben.

Fill kam in seinem letzten Einsatz auf der Streif zu Sturz, blieb aber ebenso unverletzt wie der Vorjahresdritte Otmar Striedinger, der Deutsche Manuel Schmid und der US-Amerikaner Ryan Cochran Siegle, die allesamt abgeworfen wurden.

Letztes Rennen für Fill in Garmisch

Der 37-jährige Fill verkündete nach seinem Arbeitstag den Rücktritt nach den Rennen in Garmisch-Partenkirchen. Sein Rücken bereite ihm Probleme, er könne nicht mehr so schnell fahren, wie er möchte. Und also könne er sich auch nicht mehr für die WM 2021 in Cortina d'Ampezzo qualifizieren, wo er eigentlich seine Karriere beenden wollte.

Ein Österreicher als bester Deutscher

Stark präsentierten sich die Franzosen Johan Clarey (0,27) und Maxence Muzzaton (0,31) als Vierter bzw. Fünfter. Hinter Jansrud landete der für Deutschland startende Tiroler Romed Baumann auf Platz sieben und war damit bester Athlet des deutschen Skiverbandes.

Nicht optimal lief es unter bedecktem Himmel, bei nicht optimaler Sicht, aber gleichbleibenden und somit fairen Bedingungen für die übrigen Österreicher. Max Franz belegte am Ende Platz 15., Daniel Danklmaier landete auf Rang 17, Christian Walder wurde 20., Stefan Babinsky (32.) und Johannes Kröll (37.) verpassten die Punkteränge.

Bislang war Mayer beim Abfahrtsklassiker nie besser als Achter, sein in dieser Saison bis Kitzbühel bestes Abfahrtsergebnis verbuchte er als Dritter in Bormio, in Wengen verpasste er als Vierter das Podest.

Kilde vor Mayer und Kristoffersen

Die Führung im Gesamtweltcup übernahm der Norweger Aleksander Aamodt Kilde, am Samstag Neunter, mit 700 Punkten und acht Zählern Vorsprung auf Mayer und deren neun auf den Norweger Henrik Kristoffersen.

Am Sonntag steigt in Kitzbühel der Slalom (10.30/13.30 Uhr ORF 1) am Ganslernhang. (Thomas Hirner, 25.1.2020)

Weltcup-Abfahrt der Herren am Samstag in Kitzbühel – Endstand:

1. Matthias Mayer (AUT) 1:55,59
2. Beat Feuz (SUI) 1:55,81 +0,22
. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:55,81 +0,22
4. Johan Clarey (FRA) 1:55,86 +0,27
5. Maxence Muzaton (FRA) 1:55,90 +0,31
6. Kjetil Jansrud (NOR) 1:56,26 +0,67
7. Romed Baumann (GER) 1:56,42 +0,83
8. Bryce Bennett (USA) 1:56,48 +0,89
9. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:56,49 +0,90
10. Carlo Janka (SUI) 1:56,52 +0,93
11. Andreas Sander (GER) 1:56,57 +0,98
12. Matteo Marsaglia (ITA) 1:56,58 +0,99
13. Steven Nyman (USA) 1:56,64 +1,05
14. Mattia Casse (ITA) 1:56,65 +1,06
15. Max Franz (AUT) 1:56,66 +1,07
16. Niels Hintermann (SUI) 1:56,74 +1,15
17. Daniel Danklmaier (AUT) 1:56,93 +1,34
18. Gilles Roulin (SUI) 1:56,99 +1,40
19. Ralph Weber (SUI) 1:57,03 +1,44
20. Christian Walder (AUT) 1:57,17 +1,58
21. Nicolas Raffort (FRA) 1:57,18 +1,59
22. Nils Allegre (FRA) 1:57,33 +1,74
23. Jared Goldberg (USA) 1:57,41 +1,82
24. Mauro Caviezel (SUI) 1:57,44 +1,85
25. Josef Ferstl (GER) 1:57,48 +1,89
26. Thomas Dreßen (GER) 1:57,50 +1,91
27. Cameron Alexander (CAN) 1:57,60 +2,01
28. Blaise Giezendanner (FRA) 1:57,64 +2,05
29. Brodie Seger (CAN) 1:57,65 +2,06
30. Travis Ganong (USA) 1:57,71 +2,12
32. Stefan Babinsky (AUT) 1:57,99 +2,40
37. Johannes Kröll (AUT) 1:58,43 +2,84

Ausgeschieden:
Otmar Striedinger (AUT), Manuel Schmid (GER), Peter Fill (ITA), Ryan Cochran-Siegle (USA)

Abfahrt Herren (6):

1. Beat Feuz (SUI) 480
2. Dominik Paris (ITA) 384
3. Matthias Mayer (AUT) 300
4. Vincent Kriechmayr (AUT) 254

5. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 227
6. Johan Clarey (FRA) 212
7. Thomas Dreßen (GER) 206
8. Maxence Muzaton (FRA) 150
9. Kjetil Jansrud (NOR) 136
10. Carlo Janka (SUI) 125

Weltcup-Gesamtwertung nach 23 Rennen:

1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 700
2. Matthias Mayer (AUT) 692
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 691
4. Alexis Pinturault (FRA) 642
5. Beat Feuz (SUI) 577
6. Dominik Paris (ITA) 556
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 538
8. Kjetil Jansrud (NOR) 434
9. Clement Noel (FRA) 340
10. Daniel Yule (SUI) 335

Mannschaft Herren (23):

1. Schweiz 3127
2. Norwegen 2794
3. Frankreich 2709
4. Österreich 2533
5. Italien 1505
6. USA 1021
7. Deutschland 963
8. Slowenien 550
9. Schweden 446
10. Kanada 261

Nationencup (43):

1. Schweiz 5079
2. Österreich 4981
3. Italien 4180
4. Norwegen 3864
5. Frankreich 3406
6. USA 2419
7. Deutschland 2007
8. Schweden 1265
9. Slowenien 1021
10. Slowakei 794