Weil Frauen im Iran immer bessere Jobs bekommen, sind sie unabhängiger von ihren Männern und eher für eine Scheidung bereit, so die Soziologen.

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Teheran – Um die hohe Scheidungsrate im Iran unter Kontrolle zu bringen, wird die Registrierung von Scheidungen im Iran begrenzt. Auf Anweisung des iranischen Justizchefs dürfen seit Samstag die Notariate nur eine begrenzte Zahl von Scheidungsfällen im Jahr annehmen, so ein Sprecher der Notariatskammer laut Nachrichtenagentur Isna.

Das größte Kontingent hat die Provinz Kermanschah in Westiran, wo die Mehrheit der Bevölkerung kurdisch ist. In der Hauptstadt Teheran dürfen im Jahr 182 Scheidungen durchgeführt werden.

Für Frauen kein Tabu mehr

Im Iran endet nach amtlichen Angaben jede dritte Ehe mit einer Scheidung – vor 20 Jahren war es noch jede achte Ehe. Für den Iran mit seinen strengen islamischen Regeln ist dieser Anteil höchst beunruhigend.

Der Grund sind laut Soziologen drastische Änderungen in der gesellschaftlichen Ordnung im Land in den vergangenen Jahren. Scheidung ist für viele Frauen und Familien kein Tabuthema mehr. Auch wollen besonders viele Jugendliche in den Großstädten Beziehungen ohne Trauschein.

Außerdem haben immer mehr Frauen eine bessere akademische Ausbildung als die Männer und erhalten dementsprechend die besseren Jobs. Das macht sie finanziell sowie gesellschaftlich unabhängiger und mutiger, so die Soziologen. Sie bezweifeln daher, dass die Rationierung die Scheidungsrate im Iran reduzieren werde. (APA, 25.1.2020)