Das Heeresgeschichtliche Museum steht vor der Frage was es in Zukunft sein will.

Nach Vorwürfen rechter Umtriebe und des Missmanagements im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) stellen sich viele die Grundsatzfrage: Brauchen wir dieses Museum überhaupt? Die klare Antwort: Ja. Denn viel ginge verloren, würde man den einmaligen Historismusbau von Parlamentsarchitekt Theophil Hansen schließen und tausende historisch lehrreiche Objekte wegsperren oder auf andere Museen verstreuen.

Brauchen wir das HGM aber in seiner jetzigen Form? Als Pilgerort für Militaristen, Monarchisten und Rechtsextreme, an dem Objekte vielfach ohne jeden kritischen Kontext wie Reliquien dargebracht werden? Sicher nicht.

Einer Initiative junger Künstler und Wissenschafter ist es gelungen, unter dem Motto "HGMneudenken" eine breite Debatte über eine mögliche Zukunft des Militärmuseums anzustoßen. Es liegt an der neuen Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), diesen Faden aufzunehmen, und an Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne), darauf zu drängen, das HGM nach dem Vorbild anderer Museen in Bund und Ländern endlich wissenschaftlich und museumsdidaktisch zu einer Vorzeigeeinrichtung zu machen.

Militärgeschichte kann viel mehr sein als dumpfe Schlachtenkunde: vom multinationalen Element der k. u. k. Armee über Täter und Widerständler in den Weltkriegen bis zur Neutralität und EU. Die Volkspartei, die sich "neu" nennt, könnte beim HGM zeigen, ob sie auch neu denkt. (Stefan Weiss, 27.1.2020)