Kitzbühel 2020 war für Matthias Mayer rund 135.000 Euro wert.

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Für Herrencheftrainer Andreas Puelacher kam der ersehnte erste Abfahrtserfolg seit jenem von Hannes Reichelt 2014 in Kitzbühel nicht überraschend. "Es hat sich angekündigt".

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Bisher hat Matthias Mayer alle seine vier Gämsen – die Trophäen bei den Hahnenkammrennen in Kitzbühel – verschenkt, eine zum Beispiel an seine Mutter Margret. Ob der 29-jährige Kärntner die fünfte für Platz zwei im Super-G an den Mann gebracht hat, ist noch nicht geklärt.

Seinem Coach Sepp Brunner hat er jedenfalls mitgeteilt, dass dieser die Silberne haben könne, weil er sich die Goldene holen werde. Gesagt, getan. Am Samstag schnappte sich der Doppelolympiasieger mit dem Meisterstück bei der Abfahrt auf der Streif eine der prestigeträchtigsten Trophäen der Skirennszene, nachdem er bereits vor drei Jahren den Super-G an selber Stelle gewonnen hatte.

Logischer Schritt

Für Andreas Puelacher kam der ersehnte erste Abfahrtserfolg seit jenem von Hannes Reichelt 2014 in Kitzbühel nicht überraschend. "Es hat sich angekündigt. Der Aufwärtstrend der vergangenen Rennen hat sich fortgesetzt", sagte der Herrencheftrainer.

Mayer habe vor dem Super-G großen Druck verspürt. Puelacher: "Das ist sein Ding, seine Erwartungen waren groß." Platz zwei am Freitag sei eine Befreiung gewesen. "Auf die Abfahrt hat er sich gefreut, das hat die Aufgabe erleichtert. Aber dass er tatsächlich so nachlegt, Hut ab!" Puelacher freute, dass Mayer immer weniger Fehler macht, gereift und mittlerweile sehr routiniert ist. "Er weiß genau, wo er andrücken und wo er mit Taktik fahren muss." Er habe schon in Wengen und am Freitag seine Fähigkeiten demonstriert und sei daher mit großem Selbstvertrauen am Samstag unterwegs gewesen.

"Dieses Wochenende war für ihn sehr wichtig. Strecken, die technisch anspruchsvoll sind, wo man Mut und auch eine gewisse Geduld braucht, hat er im Griff. Und er hat jetzt diese Konstanz, die man ihm oft ein bisserl abgesprochen hat", lobte Puelacher den nach Lake Louise (Abfahrt) und Wengen (Kombination) dreifachen Saisonsieger. Der Coach hätte "nichts dagegen, wenn es so weitergeht".

Kein Zuschauerrekord

Mayer hatte den Sieg bei der 80. Auflage der Hahnenkammrennen erst nach langer Zitterpartie im Trockenen. Vincent Kriechmayr musste sich ex aequo mit dem Schweizer Beat Feuz mit Platz zwei bescheiden, komplettierte aber einen Doppelerfolg für den österreichischen Skiverband – den ersten in Kitzbühel seit 2001. Damals feierte die Skination durch Hermann Maier, Hannes Trinkl und Stephan Eberharter (zeitgleich mit dem US-Amerikaner Daron Rahlves) sogar einen Dreifacherfolg.

Am Samstag waren 50.000 Zuschauer Zeugen von Mayers achtem Erfolg im Weltcup und des ersten Abfahrtssieges der Herren seit jenem von Kriechmayr vor rund einem Jahr in Wengen. Die Jubiläumsveranstaltung in Kitzbühel blieb mit gesamt 83.000 Zahlenden (15.000 beim Super-G, 18.000 beim Slalom) aber unter dem Rekord von 99.000 aus dem Jahr 1999.

Verletzungsmisere bleibt Thema

Peter Schröcksnadel kann Kitzbühel "sehr glücklich" verlassen. Nach dem jüngsten Ausfall von Dominik Paris, der sich beim Training in Kirchberg einen Kreuzbandriss zugezogen hat, musste aber auch das leidige Thema Verletzungsmisere wieder diskutiert werden.

Der Präsident des österreichischen Skiverbands möchte primär bei der Gestaltung der Kurssetzung ansetzen, weil davon abhänge, welches Material verwendet wird. Die Tore sollten demnach so gesetzt werden, dass eine weniger aggressive Abstimmung Vorteile bringe. Aggressiveres Material bedeute höhere Belastung für den Körper und ergo mehr Risiko. "Von dem hängt viel ab, weil jeder Athlet und jede Firma das Reglement bis zum Ende ausreizen wird", sagte Schröcksnadel, der sich im Riesentorlauf größere Abstände zwischen den Toren wünscht." In dieser Disziplin würden die meisten Verletzungen passieren. Und Bänder könne man schließlich nicht trainieren.

Neue Wege

Zudem wünscht sich Schröcksnadel, dass Kinder und Jugendliche mehr frei und weniger zwischen den Stangen fahren. Weil sich beim Geländefahren der Körper besser an verschiedene Bewegungsmuster adaptieren lasse.

Der Präsident gestand zudem ein, dass zwischen 1998 und 2001 Fehler im Verband gemacht wurden. "Uns fehlen vier komplette Jahrgänge. Aber das ist kein Zufall, das haben wir schlecht gemacht." Wer genau die Schuld dafür trägt, wollte er nicht sagen, weil er niemanden blamieren wolle. Mit der Gründung eines Future-Teams soll jetzt der Übergang für Schüler von den Landesverbänden in den ÖSV zu den Junioren besser funktionieren. (Thomas Hirner aus Kitzbühel, 27.1.2020)