Vom Ausscheidungsprodukt zum Stromspender: Die UWE Bristol macht es möglich.

Foto: UWE Bristol

Ob Ioannis Ieropoulos diese Idee beim morgendlichen Toilettengang kam, ist nicht überliefert. Jedenfalls hat der Forscher mit seinem Team von der Universität in Bristol ein System entwickelt, bei dem man mit Urin Strom erzeugen kann. Kein Witz.

Die Methode

"Heise" hat eine Anleitung für die Urinbatterie als erneuerbare Energiequelle erstellt, ganz so einfach ist die "Pee Power"-Methode dann aber doch nicht, wie ein Blick auf das eigentliche Konzept beweist: Dabei wird ein Keramikzylinder im Urin platziert und Bakterien in der gelben Quelle angesiedelt.

UWE Bristol

Diese ernähren sich von den Kohlenhydraten im Urin und zersetzen diese. Dadurch bilden sich positiv geladene Protonen und negativ geladene Elektronen. Letztere wandern über einen Draht in die mikrobielle Brennstoffzelle im Keramikzylinder. So entsteht dort ein Überschuss negativer Ladung. Um diesen auszugleichen, wandern nun auch die Protonen durch den Keramikzylinder in die Brennstoffzelle. Dabei wird Energie freigesetzt, es entsteht Strom.

Festival und Mädchenschule

Das Team in Bristol forscht bereits seit 17 Jahren an der Technologie, die auch in der freien Wildbahn bereits eingesetzt wird. So etwa beim jährlichen Glastonbury-Festival im Südwesten Englands. Hierfür spendierten die Wissenschafter eine Toilette mit 440 derartigen Brennstoffzellen, die das stille Örtchen beleuchteten. Zudem gab es die Aktion "Pee to play": Hierbei wurde die gelbe Flüssigkeit genutzt, um Retro-Games auf dem Gameboy zum Laufen zu bringen.

Auch in Entwicklungsländern, in denen Strom keine Selbstverständlichkeit darstellt, wird "Pee Power" bereits getestet. In Kenia wird Urin dafür genutzt, die Toiletten einer Mädchenschule zu beleuchten. Die Schülerinnen würden sich seither sicherer fühlen, da das WC nun auch nächstens beleuchtet ist, heißt es.

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Wer nun hofft, die eigene Toilette bald zum Generator machen zu können, muss allerdings enttäuscht werden. Wer eine vereinfachte Variante zu Hause nachbauen möchte, findet aber eine passende Anleitung bei "Instructables".

Für den Masseneinsatz sei die angewandte Technik aber noch zu teuer. Finanziert wird die Forschung an "Pee Power" übrigens von der Bill & Melinda Gates Foundation. (red, 27.1.2020)