Die Stadt arbeitet auch an einem Modell für ein wienweites Parkpickerl.

Foto: Andy Urban

In 19 der 23 Wiener Bezirke gibt es derzeit ein Parkpickerl.

Grafik: Der Standard

Wien – Die Studie hat noch die ehemalige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou bei der MA 18 (Stadtentwicklung und Stadtplanung) in Auftrag gegeben. Es ging darum, einen umfangreichen Bericht über die Parkraumbewirtschaftung in Wien-Liesing zu erstellen. Seit kurzem liegt das detaillierte Schriftstück der Verkehrskommission des 23. Bezirks vor. Das Ergebnis ist eindeutig: "Die Studie empfiehlt für Liesing ein flächendeckendes Parkpickerl", sagt Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ) dem STANDARD.

Liesing ist – neben Hietzing, Floridsdorf und der Donaustadt – einer von nur noch vier Bezirken, die kein Parkpickerl eingeführt haben. 19 Bezirke sind bereits Pickerlzone, zuletzt kam im Juli 2019 Döbling dazu. In Liesing, räumt Bezirkschef Bischof ein, gebe es teils "eine maßlose Überparkung" und verärgerte Anrainer. Vor allem bei S-Bahn- und U-Bahn-Stationen sowie in der Nähe von Haltestellen der Badner Bahn sei der Parkplatzdruck immens. "Dass sich hier etwas tun muss, steht außer Frage."

Ob die Lösung tatsächlich das von der Stadt empfohlene flächendeckende Parkpickerl ist, darüber will Bischof im Bezirk diskutieren lassen. Mit den anderen Fraktionen sei vereinbart, dass direkt nach den Wiener Semesterferien ab Mitte Februar eine Facharbeitsgruppe des Bezirks ihre Tätigkeit aufnimmt. Ergebnisse soll es laut Bischof "nach Ostern", also Mitte April, geben. Für Bischof selbst ist ein "komplett flächendeckendes Parkpickerl nicht notwendig". Für die überparkten Teile sei ein Pickerl aber sehr wohl vorstellbar.

Simmeringer Parkregelung im Fokus

Eine gewichtige Rolle spielt bei den Liesinger Überlegungen aber auch das weitere Vorgehen im nahen Bezirk Simmering. Im elften Hieb wurde erst im November 2018 ein Parkpickerl eingeführt – aber nur in zentralen Teilen des Bezirks. Die Verdrängungseffekte schon nach kurzer Zeit veranlassten Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ) dazu, die Weichen für eine flächendeckende Ausweitung zu legen. "Wenn das kommt, müssen wir auch in Liesing schnell reagieren", meint Bischof.

Abseits der Bezirkspläne gibt es aber auch wienweite Überlegungen zum Parkpickerl. Das Ziel: den derzeit vorherrschenden Fleckerlteppich zu beseitigen. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat seine dafür zuständige Stadträtin und Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) beauftragt, mit den Bezirken eine einvernehmliche Lösung zu erarbeiten, wie er in einem STANDARD-Interview sagte. Diese könnte noch vor der Wien-Wahl fertig sein.

Tatsächlich wird an einem Modell für eine wienweite Parkraumbewirtschaftung gearbeitet – trotz großer Widerstände aus der Donaustadt, aber auch aus Floridsdorf gegen kostenpflichtige Autoabstellplätze. Der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) spricht sich zwar für ein wienweites Pickerl aus. Mit diesem soll aber nur sichergestellt werden, dass Nichtwiener nicht mehr kostenlos in Wien parken können. Bezirken, die Wienerinnen und Wiener gratis parken lassen wollen, soll das weiterhin ermöglicht werden.

Wienweite Lösung beim Parkpickerl angepeilt

Vizebürgermeisterin Hebein sagte auf Anfrage des STANDARD am Dienstag: "Ich habe großes Interesse an einem neuen Wiener Modell für die Parkraumbewirtschaftung." Im Rahmen des Diskussionsprozesses zu Klima und Mobilität mit Parteien, Interessenvertretungen und Wissenschaft sei "der Wunsch nach einer Lösung für ganz Wien sehr groß" gewesen. "Wir arbeiten deshalb gerade an unterschiedlichen Ideen. Bis Ostern soll ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch liegen." (David Krutzler, 28.1.2020)