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Spitzenkandidat Hans Peter Doskozil war für fast die Hälfte der SPÖ-Wähler der Hauptgrund, die Partei zu wählen. Das ergab eine Wahltagsbefragung des Meinungsforschungsinstituts OGM zur Landtagswahl im Burgenland. Bei den anderen Parteien spielten die Spitzenkandidaten hingegen keine entscheidende Rolle. ÖVP-, FPÖ- und Grün-Wähler wollten ihre Parteien in die Regierung bringen. Das ist ja nicht geglückt.

Die SPÖ hat einen Teil ihres Koalitionspartners geschluckt. Der Wählerstromanalyse des Meinungsforschungsinstituts Sora zufolge wanderten 10.000 freiheitliche Wähler zu den Sozialdemokraten. Das sind 37 Prozent der FPÖ-Wähler bei der Landtagswahl 2015. Halten konnten die Freiheitlichen nur 51 Prozent ihrer Wähler. Der Rest landete entweder bei der ÖVP oder im Lager der Nichtwähler.

Hinweis: Die Gruppe "nicht Wahlb." in den Wählerströmen im Bezug zur Nationalratswahl 2019 bezeichnet jene Personen, die bei der Nationalratswahl nicht, bei der Landtagswahl aber sehr wohl wahlberechtigt waren.

Steuerung: Wenn Sie auf einen der farblich hervorgehobenen Balken links klicken oder tippen, werden alle Ströme von der entsprechenden Partei 2015 bzw. 2019 zu allen Parteien und den Nichtwählern 2020 aktiv. Wenn Sie auf einen der Balken rechts klicken oder tippen, werden umgekehrt alle Ströme zur entsprechenden Partei 2020 aktiv. Die Auswahl eines Balkens selbst zeigt die errechnete Zahl der Wähler eines bestimmten Stroms.

Neben ehemaligen FPÖ-Anhängern konnte die SPÖ auch 6.000 Ex-ÖVPler, 6.000 vormalige Nichtwähler sowie 3.000 ehemalige Liste-Burgenland-Wähler überzeugen. 66.000 Menschen machten 2015 wie 2020 ihr Kreuzerl bei den Sozialdemokraten – das sind 84 Prozent der SPÖ-Wähler aus dem Jahr 2015. 6.000 Wähler färbten sich von Rot auf Türkis um. 4.000 wählten 2015 Rot, blieben aber heuer der Urne fern.

Die ÖVP konnte 44.000 Menschen oder 81 Prozent ihrer Wähler von 2015 halten. Sie verlor 6.000 Wähler an die SPÖ, im Gegenzug wanderten aber auch 6.000 von den Sozialdemokraten zur Volkspartei. Den Grünen blieben 61 Prozent von der letzten Landtagswahl treu.

Die Wahlmotive

Der Landeshauptmann-Bonus schlägt sich in den Wahlmotiven nieder. Der Sora-Umfrage zufolge erklärten 37 Prozent der SPÖ-Anhänger, der Spitzenkandidat sei der Hauptgrund für ihre Wahlentscheidung. Dahinter folgen die Motive "inhaltliche Standpunkte der Partei" (zwölf Prozent), "bisherige Arbeit der Partei" (zehn Prozent), "Partei kümmert sich um die Anliegen der Menschen" (zehn Prozent) und "Wähle immer diese Partei" (zehn Prozent). Überdurchschnittlich stark war die SPÖ bei den Frauen. Von diesen wählten 55 Prozent die Roten, von den Frauen ab 45 sogar 57 Prozent.

Die ÖVP wählten 21 Prozent hauptsächlich aufgrund der "inhaltlichen Standpunkte". 14 Prozent wählen laut Eigenangabe "immer diese Partei". Zwölf Prozent der Türkisen machten ihr Kreuzerl, um die Partei in die Landesregierung zu befördern.

Für die blauen Wähler waren die "inhaltlichen Standpunkte" (18 Prozent) und die "bisherige Arbeit der Partei" (18 Prozent) entscheidende Gründe, um ins Wahllokal zu gehen. 15 Prozent wollten eine erneute Regierungsbeteiligung erwirken.

Grüne Kreuzerln stehen laut der Umfrage zu 42 Prozent für die "inhaltlichen Standpunkte der Partei" und zu 14 Prozent für den erstmaligen Regierungseintritt der im Bundesland traditionell schwachen Partei. (red, 27. 1. 2020)