Conchita Wurst? Nein, Cecilia Bartoli wandelt auf ihrer neuen CD auf den Spuren des legendären Kastraten Farinelli.

Foto: Decca

Cecilia Bartoli – Farinelli

Cecilia Bartoli hatte bereits bei Ariodante (Salzburger Pfingstfestspiele) einen markanten Bart. Nun warf sie sich für ihre Farinelli-CD (Universal) abermals in die Conchita-Wurst-Pose. Abseits der platten Pose wandert die Italienerin musikalisch allerdings delikat auf den Spuren des legendären Kastraten Farinelli (1705–1782). Anhand barocker Stücke zeigt sie, wie Koloraturvirtuosität musikalisch mit Sinn zu erfüllen ist. Souverän auch ihr lyrischer Ausdruck. Er wirkt intim, frei von Manierismen und findet sich klanglich getragen von Dirigent Giovanni Antonini und seinem Edelensemble Il Giardino Armonico.

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Wieder, Gansch & Paul – Ménage a trois

Bei Konzerten von Mnozil Brass ergab es sich, dass Trompeter Thomas Gansch mit Posaunist Leonhard Paul für Zugaben sorgte, worauf mit der Zeit eine opulente Stückesammlung zusammenkam. Auf Ménage à trois (Verve) findet sich das Repertoire nun in sehr munterer Form verewigt. Zusammen mit Tubaspieler Albert Wieder vereinen Gansch und Paul instrumentale Leichtigkeit, elegantes Zusammenspiel, Humor und Improvisatorik. Stücke von George Michael sind ebenso dabei wie jene von Schani Strauß und Gansch selbst. Ein Höhepunkt ist sein quasi barock-melancholisches, sanftes Stück Where is Ahmad?

Thomas Gansch OFFICIAL

Joachim Kühn – Speaking Sound

Joachim Kühn ist ein Pianist von brodelnder Intensität. Wer seinen Weg kreuzt, wie Geiger Mateusz Smoczynski auf Speaking Sound (ACT), sollte sich gute Strategien überlegen, um nicht unabsichtlich von der Ideenfülle überrollt zu werden. Auf Basis tendenziell apart-abstrakter Themen breitet Kühn seine komplexen und rhythmisch subtilen Linien aus. Hitzig werden Gedanken weiterentwickelt. Und kluge Entscheidung: Mitunter gibt die Geige auf, lässt Kühns Intensität den Vortritt. Smoczynski liegen die sanften Passagen, hier lebt er poetisch auf. Lehrreiche Einspielung zum Thema Kammermusik. (toš, 28.1.2020)