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Schlecht fürs Herz: Wenn der Schlaf durch Verkehrslärm zu kurz ist oder häufig unterbrochen wird.

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Wer nachts nicht schlafen kann, weil draußen Autos brummen, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das ist das Ergebnis einer internationalen Übersichtsstudie der Universitätsmedizin Mainz. Die wesentlichen Einflussfaktoren dabei sind die Bildung von freien Radikalen, auch bekannt als oxidativer Stress, und Entzündungsreaktionen in Gehirn, Herz und Gefäßen. Veröffentlicht wurden die Erkenntnisse nun in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "Annual Review of Public Health".

Nachtlärm führt zu einer Störung der inneren Uhr, der sogenannten zirkadianen Rhythmik. Diese ist ein wichtiges Regulationssystem unseres Körpers, denn sie steuert abhängig von der Tageszeit einen Großteil der funktionellen, metabolischen und biologischen Parameter unseres Organismus. Wie der Körper also beispielsweise die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Gedächtnisleistung oder auch den Appetit, den Energiehaushalt oder die zahlreichen Hormone und das Immunsystem regelt, hängt davon ab, ob es Tag oder Nacht ist.

Hoher Blutdruck

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass ein durch Verkehrslärm verursachter zu kurzer oder häufig unterbrochener Schlaf das Risiko erhöht, zukünftig eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln. Wie sich zeigte, erhöht insbesondere Nachtlärm den Blutdruck, steigert die Ausschüttung von Stresshormonen und lässt die Gefäße steifer werden – allesamt wichtige Einflussfaktoren auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Wenn bei den Patienten bereits eine Herzerkrankung festgestellt wurde, sind insbesondere die durch Nachtfluglärm verursachten Gefäßschäden deutlich ausgeprägter. Ebenfalls medizinisch relevant sind psychische Erkrankungen wie Depression und Angststörungen, die als Folge der negativen Emotionen hinsichtlich des Nachtlärms auftreten können. Gerade wenn die Betroffenen schon Lärmerfahrung haben, zeigen die Gefäße vermehrt größere Schäden auf. Der Körper, und hier insbesondere die Gefäße, gewöhnen sich nicht an den Lärm – so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler.

Lärmgrenzen einhalten

Die Lärmwirkungsforschung helfe dabei, mehr und mehr zu verstehen, wie Lärm herzkrank macht, so die Forscher. "Wir halten es künftig für wesentlich, dass Lärm als wichtiger Herzkreislaufrisikofaktor anerkannt wird und, dass die WHO-Richtlinien in EU-Lärmgesetze aufgenommen werden, die dafür sorgen, dass die Lärmgrenzen für den Tag und für die Nacht eingehalten werden müssen", so Thomas Münzel und Andreas Daiber von der Universitätsmedizin Mainz. (red, 28.1.2020)