Soziale Medien sind ein idealer Nährboden für Verschwörungstheorien. Besonders aktiv sind die Verfechter von kruden Ideen auf YouTube und Twitter.

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Das neue Coronavirus ist prädestiniert für das Aufkeimen von Verschwörungstheorien. YouTube und Twitter sind die bevorzugten Plätze, auf denen sich auch Teile der österreichischen Bevölkerung mit kruden Ideen infizieren – etwa der Überzeugung, dass Informationen zurückgehalten und das wahre Ausmaß der Epidemie verschleiert werde.

Es stimmt, die Sars-Epidemie im Jahr 2003 war kein Ruhmesblatt der chinesischen Behörden, die den Ausbruch damals drei Monate lang vertuscht hatten. Doch Chinas Politik ist lernfähig, das hat das neue Coronavirus gezeigt. Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit wurde die Übertragung eines neuartigen Erregers von Tier auf Mensch so schnell entdeckt, das Virus komplett entschlüsselt, in Zellkultur vermehrt und das verfügbare Wissen in wissenschaftlichen Publikationen der gesamten Welt so rasch zur Verfügung gestellt. Jeder kann auf diese Studien zugreifen. An diesem Wissen müssen sich auch Journalisten orientieren, um das tatsächliche Gesundheitsrisiko seriös einschätzen zu können. Das passiert aber zu selten.

Ob wir wollen oder nicht, mit dem Ausbruch neuer Krankheiten werden wir leben lernen müssen; so etwas passiert im Schnitt alle zehn Jahre. Journalismus, der sich an der Wissenschaft orientiert, verkauft sich vielleicht weniger gut wie einer, der das Spiel mit der Angst betreibt. Doch er ist das einzige Rezept gegen Verschwörungstheorien. (Günther Brandstetter, 27.1.2019)