Eine Vorarlberger Volksschule wehrt sich gegen die Rückkehr der Ziffernnotenpflicht.

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Als Spätfolge der missglückten ÖVP-FPÖ-Koalition müssen Leistungen von Volksschülern ab dem Sommersemester wieder mit Ziffernnoten bewertet werden. Weil das im krassen Widerspruch zur zeitgemäßen Lehrmeinung in der Pädagogik steht, weigern sich Eltern und Lehrer an der Volksschule Lustenau-Kirchdorf, diesen Erlass des Bildungsministeriums umzusetzen.

Das westlichste Bundesland wird einmal mehr seinem Ruf als gallisches Dorf Österreichs gerecht. Auch die Online-Petition gegen die Notenpflicht – bisher fast 5000-mal unterzeichnet – wurde von kritischen Vorarlbergern initiiert.

Über Sinn oder Unsinn der Rückkehr von Ziffernnoten und Sitzenbleiben in Volksschulen zu diskutieren erübrigt sich. Es genügt festzuhalten, dass dieser Erlass von jener Regierung kam, die mittels Initiativantrag das Inkrafttreten des Rauchverbots in Lokalen verhindert hat.

Was allerdings für Diskussionen sorgen sollte, ist die Untätigkeit der neuen türkis-grünen Koalition. Während politische Altlasten wie berittene Polizei und Tempo 140 binnen weniger Wochen korrigiert wurden, sollen Volksschüler nun rechte bildungspolitische Experimente ausbaden.

Der Direktor der Lustenauer Volksschule will am Noten-Boykott festhalten, auch wenn ihn das den Job kosten kann. Er zeigt damit, was es heißt, für seine Überzeugung einzustehen. Sein Beispiel sollte Schule machen – und nicht Politiker, die entgegen der Meinung der Fachwelt Gesetze erlassen. (Steffen Arora, 28.1.2020)