Von ihrem Turm in Frankfurt am Main aus wacht die Europäische Zentralbank über systemrelevante Banken in der Eurozone.

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Frankfurt – Mehrere Kreditinstitute haben bei der jährlichen Prüfung der EZB-Bankenaufsicht die Kapitalanforderungen nicht erfüllt. Sechs der insgesamt 109 kontrollierten Großbanken aus dem Euroraum verletzten 2019 bei dem Jahrescheck teilte die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag mit.

Deren Namen nannte die Aufsicht nicht. Bei der Prüfung im Jahr 2018 war nur ein Geldhaus durchgefallen. "Wir sind weitgehend zufrieden mit dem Gesamtniveau der Kapitaladäquatheit der signifikanten Institute unter unserer Aufsicht", sagte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria. Die Anforderungen und -empfehlungen für das harte Kernkapital (CET1) lagen 2019 wieder bei 10,6 Prozent.

Gewinne unter Kapitalkosten

Die Kapitalausstattung der meisten Großbanken liegt den Aufsehern zufolge über den von der EZB und den nationalen Behörden verlangten Anforderungen und Empfehlungen für das Kernkapital und die Kapitalpuffer. Die Prüfung habe aber auch gezeigt, dass die Gewinne der meisten Großbanken unter ihren Kapitalkosten lägen. Die Aufseher seien wegen der Gewinnschwäche besorgt. Sie achteten daher verstärkt darauf, wie Widerstandsfähigkeit die Institute und wie tragfähig ihre Geschäftsmodelle seien.

Managements nicht effektiv

Probleme machten die Kontrolleure auch bei der Unternehmenssteuerung aus. Hier hätten sich die Ergebnisse verschlechtert. In einer erheblichen Anzahl von Fällen sei das Management nicht effektiv und interne Kontrollen schwach. Die Bankenwächter mahnten bei 40 Geldhäusern Schritte zur Verbesserung ihrer Liquidität an. 91 Institute forderten sie auf, qualitative Schritte zur Behebung von Schwächen etwa bei den internen Kontrollfunktionen, im IT-Bereich oder bei der Unternehmenssteuerung einzuleiten.

Die EZB veröffentlichte erstmals auch individuelle Daten zu den Kapitalanforderungen der einzelnen Banken, um für mehr Transparenz zu sorgen. Nur für einige Institute, die entweder dafür keine Einwilligung gaben oder die erst noch geprüft werden müssen, wurden keine individuellen Daten genannt. Dabei fiel auf, dass zur Volkswagen Bank keine Daten veröffentlicht wurden.

Dies war bereits die fünfte jährliche Bankenprüfung (SREP) der EZB-Bankenaufsicht. Seit Herbst 2014 kontrolliert sie die großen Institute im Währungsraum. Aktuell überwacht sie 117 Banken. Die Aufsicht über die kleineren Häuser teilt sie sich mit den nationalen Aufsehern. (dpa, 28.1.2020)