Roger Federer ist nach einem dramatischen Match und der Abwehr von sieben Matchbällen ins Halbfinale der Australian Open eingezogen. Der Grand-Slam-Rekordgewinner besiegte Tennys Sandgren aus den USA, nur die Nummer 100 der Weltrangliste, mit 6:3, 2:6, 2:6, 7:6 (10/8), 6:3.

"Ich sollte schon Ski fahren sein in der Schweiz", sagte Federer nach dem Match und versicherte: "Ich habe das nicht verdient. Aber manchmal muss man Glück haben." Der zwischenzeitlich schwer angeschlagene Schweizer trifft nun auf Titelverteidiger Novak Djokovic, der Milos Raonic (CAN) klar in drei Sätzen 6:4,6:3,7:6(1) bezwang.

Bild nicht mehr verfügbar.

Doch noch.
Foto: Reuters/Pfaffenbach

Nach 3:31 Stunden nutzte Federer seinen ersten Matchball. Zuvor hatte Sandgren, der den matt wirkenden 38 Jahre alten Maestro zwischenzeitlich dominierte, im vierten Satz beim Stand von 5:4 sowie bei 6:3 im Tiebreak jeweils drei Matchbälle selbst vergeben. Einen Matchball wehrte Federer grandios ab. Die Vorentscheidung zugunsten des Australian-Open-Champions von 2010, 2017 und 2018 fiel im sechsten Spiel des fünften Satzes, als er Sandgren den Aufschlag abnahm.

Fehlerhaft

Federer spielte nach einem souverän gewonnenen ersten Satz ohne Rhythmus und unerwartet fehlerhaft. Im dritten Satz kassierte er wegen eines Fluchs sogar eine Verwarnung, zuvor hatte die Nummer drei der Weltrangliste bei einem Breakball für sich eine Rückhand ins Netz geschlagen. Anschließend verlor er das Spiel und nahm eine Behandlungspause.

Vor dem Match hatte Federer noch gescherzt: "Ich habe in meinem Leben schon viel Tennis gespielt, aber noch nie gegen Tennys." Nach dem ersten Satz verging ihm das Lachen. Dem sechsmaligen Melbourne-Sieger unterliefen in den Sätzen zwei, drei und vier erstaunlich viele leichte Fehler, zugleich gelangen seinem mutig spielenden Gegner viele direkte Punkte.

Bislang größter Erfolg von Sandgren war der Einzug ins Viertelfinale der Australian Open 2018 gewesen. Damals sorgte der 28 Jahre alte Amerikaner allerdings zusätzlich für Aufsehen, weil auf seinem Twitter-Account Nachrichten mit rechtsextremem und homophobem Gedankengut entdeckt worden waren. Damals sagte er unter anderem, nur Christus "und ihm alleine lege ich Rechenschaft ab".

Barty vs. Kenin

Bei den Frauen hat die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty als erste australische Spielerin seit 1984 bei den Australian Open das Halbfinale erreicht. Die 23-Jährige besiegte am Dienstag im Viertelfinale die Tschechin Petra Kvitova (CZE-7) mit 7:6 (8:6), 6:2. Barty bekommt es im Halbfinale mit der Amerikanerin Sofia Kenin (USA-14) zu tun.

Barty bestätigt.
Foto: EPA/BARBOUR

Kenin beendete im Duell der Viertelfinal-Debütantinnen den historischen Erfolgslauf der ungesetzten Tunesierin Ons Jabeur glatt 6:4, 6:4. Die Nummer 78 der Weltrangliste war als erste arabische Frau in ein Grand-Slam-Viertelfinale eingezogen. Im Achtelfinale hatte Kenin den Erfolgsweg der erst 15-jährigen Amerikanerin Cori Gauff in Melbourne beendet. Bei einem weiteren Sieg könnte die 23-Jährige erstmals in die Top 10 vorstoßen.

Barty hat indes Chancen, als erste Australierin seit Chris O'Neil im Jahr 1978 das Turnier in Melbourne zu gewinnen. Ihr Sieg über Kvitova ist eine Revanche für eine Niederlage im Vorjahr. Damals hatte die zweifache Wimbledon-Siegerin das Viertelfinal-Duell mit Barty für sich entschieden und war dann bis ins Finale gekommen. (sid, red, APA, 28.1.2020)