Krebserkrankungen können durch individualisierte Therapien immer besser in Schach gehalten werden.

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Je älter eine Gesellschaft wird, desto häufiger wird auch Krebs diagnostiziert. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Todesfälle in Europa sind bereits auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Die gute Nachricht: Die Sterblichkeitsraten sinken durch bessere Diagnose und Therapie. Dies stellte ein neuer Bericht des Schwedischen Instituts für Gesundheitsökonomie (IHE) fest.

"Wir müssen den Zugang zu innovativen Therapien sichern, um weiterhin die Überlebensraten zu erhöhen. Dazu gehört auch die Gewährleistung einer molekularen Diagnostik beim einzelnen Patienten", sagt der Wiener Onkologe und Koordinator des Vienna Cancer Center (VCC), Christoph Zielinski.

"Die Versorgung von Krebskranken bleibt eine der in Europa meistdiskutierten Fragen der Gesundheitspolitik. Demografische Faktoren wie die Alterung der Bevölkerung und – teilweise – getrieben durch die Fortschritte in der Medizin haben zu einer steigenden Krankheitslast durch Krebs bei Patienten und im Gesundheitssystem geführt", schreiben die Autoren, unter ihnen der aus Österreich stammende Thomas Hofmarcher und der schwedische Onkologe und Gesundheitsökonom Nils Wilking in der vom Verband der europäischen Pharmaindustrie (EFPIA) finanzierten Analyse.

Individuelle Behandlungsoptionen

Die Fakten laut den Experten: "Die Zahl der neu diagnostizierten Krebserkrankungen, die sogenannte Inzidenz, steigt. Sie stieg zwischen 1995 und 2018 um rund 50 Prozent von 2,1 Millionen auf 3,1 Millionen Fälle. Prognosen zeigen, dass die Entwicklung bei der Alterung der Bevölkerung und weniger Bevölkerungswachstum insgesamt von 2018 auf 2040 um weitere 775.000 Fälle steigen wird."

Was das Überleben einer Krebserkrankung betrifft, zeigt sich folgendes Bild: "Die Zahl der Todesopfer durch Krebs, die sogenannte Mortalität steigt weiterhin, zwischen 1995 und 2018 um 20 Prozent von 1,2 auf 1,4 Millionen Todesopfer in Europa. Aber dieser Anstieg hat sich verlangsamt", stellen die Experten fest. "Die steigenden Überlebensraten erklären, warum die Zahl der Krebstoten in den Jahren 1995 bis 2018 weit weniger stark angestiegen ist als die Krebs-Häufigkeit (plus 20 Prozent bei den Todeszahlen, aber plus 50 Prozent bei der Krebs-Erkrankungshäufigkeit)", betonen die Experten.

"Die Erfolge sind vor allem auf bessere Behandlungsstrategien und eine frühere und genauere Diagnose zurückzuführen. Wir haben heute innovativere und vor allem genauer bei der individuell vorliegenden Krebserkrankung wirkende Therapien zur Verfügung. Das basiert zunehmend auf molekularen Untersuchungen der Erkrankung beim einzelnen Patienten. Genau das bringt den Fortschritt. Das müssen wir gewährleisten. Die Weichen sind gestellt. An der Zielrichtung, dass wir damit immer mehr Patienten – zum Teil auch mit bei der Diagnose nicht mehr heilbaren Krebserkrankungen – immer besser bzw. immer länger behandeln können, wird sich auch in Zukunft nichts ändern", sagt Zielinski.

Gesamtausgaben gestiegen

Die Gesundheitspolitik sollte dieser Entwicklung Rechnung tragen. Der Anteil der Ausgaben für die Diagnose und Behandlung von Krebspatienten sei relativ stabil geblieben, konstatieren die Experten. "Rund vier bis sieben Prozent der Gesundheitsausgaben betreffen normalerweise bösartige Erkrankungen." Die Gesamtausgaben für Krebsmedikamente hätten sich aber zwischen 2008 und 2018 in Europa in etwa verdoppelt. 31 Prozent der Aufwendungen für die direkten medizinischen Kosten seien auf sie zurückzuführen (2005: zwölf Prozent). Diese Angaben zu Kostenanteilen seien aber nicht sehr sicher, weil es viele Rabatte auf die Arzneimittel gebe. (APA, red, 28.1.2020)