Peter Kaiser und Hans Peter Doskozil – zwei völlig unterschiedliche Politikercharaktere, die eines eint: Beide können für die SPÖ noch Wahlen gewinnen.

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Unterschiedlicher können die zwei nicht sein, und dennoch eint sie etwas Fundamentales: Beide können für die SPÖ noch Wahlen gewinnen. Peter Kaiser in Kärnten, wo er 2018 zehn Prozentpunkte zugelegt und nur knapp die Absolute verpasst hat, und Hans Peter Doskozil, seit Sonntag "Alleinherrscher" des Burgenlands.

Kaiser, der linke Kärntner, und Doszkozil, der rechte Sozialdemokrat, beide können für die SPÖ noch siegen, aber wie geht das zusammen? Der an der Kärntner Universität und Fachhochschule lehrenden Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle fällt spontan eine simple Erklärung ein: die fehlende politische Konkurrenz.

ÖVP, FPÖ und auch Grüne seien für Doskozil kein Problem gewesen. Detto für Kaiser 2018 bei der Landtagswahl. Auch hier auf weiter Flur nicht wirklich ein Gegner, dazu kam, dass sich die Grünen aufgrund interner Streitereien und Spaltungen aus dem Landtag katapultiert hatten.

Der Kopfmensch und der Bauchmensch

Was Kaiser und Doskozil eine, sei der Faktor Authentizität, sagt Stainer-Hämmerle. "Beide haben sich zu Persönlichkeiten entwickelt, die weit über die Parteigrenzen strahlen. Doskozil ist ein Populist, wie er im Buche steht, das ist Peter Kaiser ganz und gar nicht. Kaiser kommuniziert kompliziert." Da der Kopfmensch Kaiser, hier der Bauchmensch Doskozil. "Beide wirken authentisch und glaubwürdig, jeder auf seine Weise", sagt die Politikexpertin.

Aber könnte Kaiser auch im Burgenland reüssieren und Doskozil vice versa in Kärnten? "Kaiser im Burgenland? Never ever, und auch Doskozil in Kärnten würde nicht funktionieren", ist Stainer-Hämmerle überzeugt. Kaisers Erfolg sei durch die Geschichte in Kärnten, das belastende Erbe Jörg Haiders, nachvollziehbar. Die Kärntner Bevölkerung wollte die Marktschreierei nicht mehr, und Kaiser konnte glaubhaft vermitteln: "Ich bin der trockene Seriöse, ich betrüge und beklaue euch sicher nicht." Mittlerweile fühle sich Kaiser in seiner Rolle sichtlich wohl. Er ist praktisch jeden Tag präsent, geht auf die Menschen zu. Doskozil wiederum sei als Quereinsteiger, als Polizist im Flüchtlingsjahr 2015 der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt gewesen. Sein Einstieg in die Politik sei im Burgenland sehr schlüssig, sagt Stainer-Hämmerle.

Die leidige Migrationsfrage

Was die beiden wirklich trennt, ist der Zugang zur Migrationsfrage. Dies, obwohl beide ein gemeinsames Paper verfasst hatten. Was die Bundes-SPÖ ein wenig beruhigen kann: Die Migrationsfrage war bei weitem nicht ausschlaggebend für Doskozils Wahlsieg. Die Rot-Wähler beschäftigten eher die Themen Gesundheit, Mindestlohn, Pflege, Umwelt- und Klimaschutz. (Walter Müller, 28.1.2020)