Die Primatenart Danuvius guggenmosi lebte vor annähernd 12 Millionen Jahren und dürfe sich zumindest teilweise aufrecht fortbewegt haben.

Foto: Uni Tübingen

Tübingen – Die Ursprünge des aufrechten Ganges sind bis heute immer noch weitgehend räselhaft. Der Grund dafür liegt vor allem im Mangel an entsprechenden Fossilien. Zwischen 2015 und 2018 hat jedoch ein Team um Madelaine Böhme von der Universität Tübingen in der Tongrube Hammerschmiede im Unterallgäu die versteinerten Überreste eines bisher unbekannten Menschenaffen ausgegraben, der entscheidende Hinweise auf die spätere Zweibeinigkeit des Menschen lieferte.

Eine Kopie dieses außergewöhnlichen Primaten, der wahrscheinlich als erster aufrecht ging, steht nun im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung in Tübingen. Bis zum 31. Mai ist im Schloss Hohentübingen unter anderem eine Nachbildung des Menschenaffen mit dem Spitznamen "Udo" zu sehen – aus Lehm und begleitet von Repliken der gefundenen Knochen.

Eine womöglich europäische "Erfindung"

Die Nachricht von dem Fund in Pforzen (Bayern) hatte im vergangenen November für Furore gesorgt und Hypothesen zur Evolution des aufrechten Gangs infrage gestellt. Die versteinerten Fossilien der zuvor unbekannten Primatenart Danuvius guggenmosi weisen nach Ansicht von Wissenschaftern darauf hin, dass sich der aufrechte Gang in Europa statt in Afrika entwickelt haben könnte. Nach den Erkenntnissen eines internationalen Forscherteams um die Tübinger "Udo"-Entdeckerin Böhme lebte der Primat vor fast zwölf Millionen Jahren.

Der Wechsel des Ganges auf zwei Beine sei "umstritten und sagenumwoben", sagt Kurator Frank Dürr am Dienstag vor Beginn der Ausstellung. Es sei wahrscheinlich, dass es abgesehen vom Menschenaffen aus dem Allgäu mehrere Ursprünge für diesen Evolutionsschritt gebe. "Ab er dieser hier ist hochspannend, weil es derzeit der älteste Fund ist." Die bis dahin frühesten Belege für den aufrechten Gang sind rund sechs Millionen Jahre alt und stammen von der Insel Kreta und aus Kenia. (red, APA, 28.1.2020)