Schladming – Alles wäre am Dienstagabend angerichtet gewesen für Marco Schwarz. Am Ende ging der Kärntner in einem Ski-Weltcup-Nachtslalom für die Geschichtsbücher nach Zwischenführung komplett leer aus. Henrik Kristoffersen zog mit seinem vierten Schladming-Sieg indes mit Rekordsieger Benjamin Raich gleich. Michael Matt wurde als 15. bester Österreicher – der ÖSV erlebte somit eine bittere Heimniederlage.

Bereits nach fünf Fahrsekunden rutschte Schwarz im Finale aus, konnte sich zwar noch auf den Beinen halten und den Lauf mit großen Rückstand beenden. Wenig später bekam er jedoch die Disqualifikation serviert. "Sehr schade. Ich wollte gewinnen, ich wollte es heimfahren", meinte der 24-Jährige in einer ersten Reaktion. "Ich habe attackiert, da können Fehler passieren." Schon im Vorjahr hatte Schwarz zweimal eine Halbzeit-Führung nicht ins Ziel gebracht.

Vierfacher Kristoffersen

Der Sieg ging an Kristoffersen, der das Nightrace schon 2014, 2016 und 2017 gewonnen hatte. "Ein Sieg in Schladming ist ganz schön", sagte der Norweger, der sich trotz Schulterschmerzen 0,34 Sekunden vor dem Franzosen Alexis Pinturault und 0,83 vor Kitzbühel-Sieger Daniel Yule aus der Schweiz durchsetzte. Auf Platz vier endete die Aufholjagd von Clement Noel – der Franzose war als Erster in den zweiten Durchgang gegangen.

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Freude
Foto: REUTERS/ NIESNER

Auch Kristoffersen hatte auf der Fahrt zu seinem zweiten Slalom-Saisonsieg nach Levi einen kapitalen Fehler nach wenigen Toren. "Wie ist das möglich, dass man einen Rennen gewinnen kann nach so einem Riesenfehler?", fragte sich der 25-Jährige, der sowohl im Slalom- als auch im Gesamtweltcup in Führung liegt. 119 Punkte beträgt der Gesamt-Vorsprung auf Pinturalt.

"Henrik ist jetzt definitiv der große Favorit", sagte der Franzose. Sein Landsmann Noel freute sich über den geglückten Angriff im zweiten Durchgang. "Aber es ist nicht das Resultat, das ich wollte", fügte er hinzu.

Schwach

Die beiden Tiroler Matt und Manuel Feller, der auf Platz 18 fuhr, waren am Ende die einzigen Österreicher mit einem Resultat. Es war das schlechteste ÖSV-Abschneiden in einem Herren-Weltcupslalom seit Alta Badia im Dezember 2006, als kein einziger Österreicher klassiert war. Johannes Strolz, Mathias Graf und der Kitzbühel-Achte Adrian Pertl schafften im ersten Durchgang den Sprung unter die 30 nicht. Marc Digruber schied aus, in der Entscheidung erwischte es auch den viel riskierenden Fabio Gstrein.

"Die zwei Schnellsten sind uns heute ausgeschieden. Das war schade", sagte Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher mit Verweis auf Gstrein und Schwarz. "Einfach schade, weil der Marco wirklich gut fährt in letzter Zeit. Das sieht man an den Ergebnissen."

Angerichtet

Schwarz hatte auch seine Startnummer optimal ausgenutzt. Er durfte um 17.45 Uhr als Erster auf die mit Flutlicht ausgeleuchtete Planai und löste tosenden Jubel aus. Schneefall und Nebel ließen nach ihm zwar nach, jedoch waren mit der Zeit immer mehr Schnee und Spuren in der Piste. "Das Gefühl war sehr gut. Oben weg war es ein bisschen nebelig, aber ich habe den Durchblick gehabt", meinte Schwarz.

Im 1. Durchgang war Marco Schwarz gut unterwegs.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Hinter dem Kärntner reihten sich Kristoffersen (0,14) und Pinturault (0,32) ein, Yule war als Vierter bereits 0,75 zurück. Andere Österreicher schafften es nicht in die Top Ten. Fast ein Deja-vu erlebt Mitfavorit Noel, der im Vorjahr nach wenigen Sekunden ausgeschieden war. Der Franzose rutschte beim dritten Tor ab, hielt sich aber irgendwie noch im Kurs und schwang unten mit 2,60 Rückstand auf Schwarz ab. Als 30. schaffte er gerade noch die Qualifikation für den zweiten Durchgang, den er mit Bravour eröffnete.

Aufgeregt

Für Aufregung sorgte ein Flitzerin, die kurz vor dem Italiener Alex Vinatzer über die Ziellinie lief und die Zeit auslöste. Durch die zu früh ausgelöste Zeit wähnte sich Vinatzer in Führung, kurz darauf wurde die Zeit aber korrigiert.

Sie hielt ein Schild hoch, auf dem "RIP Kobe 24 #Legend" zu lesen war und erinnerte an die kürzlich verstorbene US-Basketball-Legende Kobe Bryant. Laut ORF soll die Flitzerin, die im Ziel von Sicherheitskräften abgeführt wurde, auch schon beim Fußball-Champions-League-Finale aufs Feld gelaufen sein. (APA, red, 28.1.2020)

Weltcup-Slalom der Herren in Schladming am Dienstag:

1. Henrik Kristoffersen (NOR) 1:42,37 51,55 50,82
2. Alexis Pinturault (FRA) 1:42,71 +00,34 51,73 50,98
3. Daniel Yule (SUI) 1:43,20 +00,83 52,16 51,04
4. Clement Noel (FRA) 1:43,36 +00,99 54,01 49,35
5. Simon Maurberger (ITA) 1:43,44 +01,07 53,06 50,38
6. Alex Vinatzer (ITA) 1:43,49 +01,12 52,66 50,83
7. Kristoffer Jakobsen (SWE) 1:43,57 +01,20 52,88 50,69
8. David Ryding (GBR) 1:43,60 +01,23 52,70 50,90
9. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 1:43,73 +01,36 52,40 51,33
. Ramon Zenhäusern (SUI) 1:43,73 +01,36 52,84 50,89
11. Jonathan Nordbotten (NOR) 1:43,87 +01,50 53,99 49,88
12. Julien Lizeroux (FRA) 1:43,89 +01,52 53,25 50,64
13. Linus Straßer (GER) 1:44,07 +01,70 53,24 50,83
14. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 1:44,08 +01,71 52,79 51,29
15. Michael Matt (AUT) 1:44,14 +01,77 53,02 51,12
. Jean-Baptiste Grange (FRA) 1:44,14 +01,77 53,75 50,39
. Alexander Choroschilow (RUS) 1:44,14 +01,77 53,02 51,12
18. Manuel Feller (AUT) 1:44,31 +01,94 53,14 51,17
19. Albert Popow (BUL) 1:44,35 +01,98 53,78 50,57
20. Tommaso Sala (ITA) 1:44,41 +02,04 53,65 50,76
21. Filip Zubcic (CRO) 1:44,43 +02,06 53,43 51,00
22. Timon Haugan (NOR) 1:44,60 +02,23 53,96 50,64
23. Andre Myhrer (SWE) 1:44,68 +02,31 53,34 51,34
24. Loic Meillard (SUI) 1:44,84 +02,47 53,25 51,59
25. Stefan Hadalin (SLO) 1:46,01 +03,64 53,47 52,54
26. Marc Rochat (SUI) 1:46,43 +04,06 53,80 52,63

Ausgeschieden im 1. Durchgang:
Marc Digruber (AUT), Giuliano Razzoli (ITA), Lucas Braathen (NOR), Tanguy Nef (SUI), Sandro Simonet (SUI)

Ausgeschieden im 2. Durchgang:
Fabio Gstrein (AUT), Erik Read (CAN), Stefano Gross (ITA)

Disqualifiziert im 2. Durchgang:
Marco Schwarz (AUT)

Gesamtwertung nach 25 Rennen:

1. Henrik Kristoffersen (NOR) 841
2. Alexis Pinturault (FRA) 722
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 700
4. Matthias Mayer (AUT) 692
5. Beat Feuz (SUI) 577
6. Dominik Paris (ITA) 556
7. Vincent Kriechmayr (AUT) 538
8. Daniel Yule (SUI) 495
9. Clement Noel (FRA) 450
10. Kjetil Jansrud (NOR) 434
11. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 342
12. Mauro Caviezel (SUI) 319
13. Loic Meillard (SUI) 314
14. Marco Schwarz (AUT) 312
15. Thomas Dreßen (GER) 310

Slalom Herren (8):

1. Henrik Kristoffersen (NOR) 552
2. Daniel Yule (SUI) 495
3. Clement Noel (FRA) 450
4. Alexis Pinturault (FRA) 286
5. Ramon Zenhäusern (SUI) 278
6. Sebastian Foss-Solevaag (NOR) 257
7. Marco Schwarz (AUT) 242
8. Andre Myhrer (SWE) 205
9. Alex Vinatzer (ITA) 160
10. Linus Straßer (GER) 151
11. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 143
12. Alexander Choroschilow (RUS) 134
13. Michael Matt (AUT) 132
14. David Ryding (GBR) 130
15. Loic Meillard (SUI) 124

Weiter:
23. Fabio Gstrein (AUT) 87
24. Manuel Feller (AUT) 82
30. Christian Hirschbühl (AUT) 60
38. Marc Digruber (AUT) 33
39. Adrian Pertl (AUT) 32
43. Johannes Strolz (AUT) 26

Mannschaft Herren (25):

1. Schweiz 3381
2. Norwegen 3113
3. Frankreich 2979
4. Österreich 2749
5. Italien 1665
6. USA 1021
7. Deutschland 1010
8. Slowenien 556
9. Schweden 490
10. Kroatien 282
11. Kanada 261
12. Russland 231
13. Großbritannien 137
14. Belgien 69
15. Bulgarien 67

Nationencup (46):

1. Schweiz 5492
2. Österreich 5339
3. Italien 4461
4. Norwegen 4199
5. Frankreich 3710
6. USA 2531
7. Deutschland 2084
8. Schweden 1309
9. Slowenien 1038
10. Slowakei 834
11. Kanada 570
12. Tschechien 302
13. Kroatien 287
14. Russland 256
15. Neuseeland 210
16. Großbritannien 174