Facebook wird etwas transparenter.

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Warum scheint Facebook immer genau zu wissen, welche Themen einen gerade beschäftigen? Wenn man beispielsweise mit Freunden über einen geplanten Urlaub spricht und kurze Zeit später dann Werbung dafür angezeigt bekommt. Zapft das Unternehmen etwa die Mikrofone von Smartphone und Computer an? Diese Theorie hält sich seit Jahren hartnäckig, doch Facebook hat sie bereits mehrfach verneint. Nun will das Unternehmen mehr Licht in die Sache bringen und zeigt, wie man zu Informationen über die Nutzer kommt.

"Aktivitäten außerhalb von Facebook"

Am Dienstag hat das Unternehmen ein neues Tool veröffentlicht, das zeigt, wie Informationen über einen Facebook-Nutzer geteilt werden. Zu finden ist das Tool unter Einstellungen und Privatsphäre – Einstellungen – Aktivitäten außerhalb von Facebook. Konkret werden hier Informationen angezeigt, die beispielsweise Website-Betreiber über einen Nutzer sammeln und an Facebook weitergeben.

Facebook gibt Nutzern mehr Informationen und Kontrolle darüber, was Drittanbieter über sie wissen.
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Facebook erläutert das anhand eines Beispiels. "Tanja kauft in einem Bekleidungs-Store online ein Paar Schuhe. Der verwendet unsere Business-Tools und sendet so die Infos über Tanjas Aktivitäten an uns. Wir erhalten Informationen zu Tanjas Aktivitäten außerhalb von Facebook und speichern diese in ihrem Facebook-Konto. Die Aktivitäten werden gespeichert als 'hat die Bekleidungs-Website besucht' und 'hat einen Kauf getätigt'. Tanja sieht auf Facebook eine Werbeanzeige mit einem 10%-Rabattgutschein auf ihren nächsten Einkauf in dem Online-Store."

Das beschränkt sich natürlich nicht nur auf Onlineshopping-Seiten. So können beispielsweise auf Facebook Hotelangebote angezeigt werden, nachdem man ein Reiseportal besucht hat. Und die Werbung muss sich nicht unbedingt auf die jeweils besuchte Seite beziehen. Wer etwa Sportbekleidung im Internet eingekauft hat, bekommt dann eventuell den Hinweis auf eine passende Sportveranstaltung angezeigt.

Verlauf kann gelöscht werden

Zusätzlich zu dieser Information gibt Facebook seinen Nutzern nun die Möglichkeit, den Verlauf über diese Aktivitäten zu löschen. Das bedeutet allerdings nur, dass keine auf diese Aktivitäten zugeschnittene Werbung mehr angezeigt wird. Drittunternehmen übermitteln weiterhin Informationen über den Nutzer an Facebook. Zur Personalisierung der Werbung werden dann die Aktivitäten direkt auf Facebook angezeigt – etwa wenn man eine Seite likt.

Nutzer können aber auch über künftige Aktivitäten außerhalb von Facebook entscheiden (zu finden im bereits erwähnten Einstellungsmenü unter "weitere Optionen"). Auch hier gilt: Nutzer können hier nur die Verknüpfung der Informationen mit ihrem Account deaktivieren. Abstellen, dass Websites Informationen über jemanden sammeln und weiterleiten, kann man damit nicht.

Das neue Tool ist ab sofort für sämtliche Nutzer weltweit verfügbar. Facebook habe längere Zeit daran gearbeitet, erklärte Mark Zuckerberg am Dienstag in einem Blogeintrag dazu. Es erlaube ein neues "Level an Transparenz und Kontrolle". Nutzer werden derzeit in ihrem News Feed darauf hingewiesen, ihre Privatsphäre-Einstellungen zu kontrollieren. Dass es das neue "Aktivitäten außerhalb von Facebook"-Tool gibt, wird dabei aber offenbar nicht extra erwähnt. Dieses ist auch relativ gut in den Einstellungen versteckt. (br, 29.1.2020)