Bergsport im Allgemeinen und Skitourengehen im Besonderen liegen voll im Trend. Der Alpenverein spürt das auch an rasant steigenden Mitgliederzahlen.

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Der Österreichische Alpenverein meldet einen neuen Mitgliederhöchststand: Der ÖAV zählte mit Ende vergangenen Jahres 598.750 Mitglieder, das sind 25.600 mehr als Ende 2018. Im Vergleich zu der Mitgliederentwicklung politischer Parteien oder auch der Kirche "können wir aus dem Vollen schöpfen", bilanziert AV-Präsident Andreas Ermacora.

Noch eindrucksvoller ist die Mitgliederentwicklung im langjährigen Vergleich. In den vergangenen zwei Jahrzehnten seien 340.000 Neuzugänge zu verzeichnen gewesen, sagt Ermacora. Damit seien rund 60 Prozent aller Vereinsmitglieder in den vergangenen 20 Jahren beigetreten.

Wie massiv der Zulauf zum AV ist, lässt sich am Beispiel des Landes Salzburg gut darstellen. Salzburg zähle aktuell rund 52.000 Vereinsmitglieder, das entspricht laut der AV-Landesvorsitzenden Brigitte Slupetzky einer Verdoppelung in 15 Jahren. Oder, anders gerechnet: Bei etwa 550.000 Einwohnern sind beinahe zehn Prozent der Landesbevölkerung AV-Mitglieder.

Mehr politisches Gewicht

Bundes-AV-Chef Ermacora leitet aus den steigenden Mitgliederzahlen auch ein höheres politisches Gewicht für den AV als "Anwalt der Alpen" ab. Ermacora nennt hier das Liftprojekt Pitztal-Ötztal in Tirol, aber auch die Erweiterung des Skigebiets Schmittenhöhe in Zell am See. Beim Projekt Hochsonnberg der Schmittenhöhe hat zuletzt ja der Verwaltungsgerichtshof die Bewilligung für die Skigebietserweiterung aufgehoben.

Die Bedeutung des Alpenvereins sei aber auch wirtschaftlicher Natur, sagt Ermacora. Die rund 25.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter (das entspräche einem Äquivalent von 900 hauptamtlich Bediensteten) betreuen 26.000 Kilometer Bergwege und erhalten 231 Hütten. Damit leiste der AV einen enormen Beitrag zum Sommertourismus "Wanderbares Österreich". Ohne die Tätigkeit des AV und der anderen alpinen Vereine könnten die Wandergäste nur entlang der Donau oder der Salzach wandern, in der Bergwelt gäbe es kaum Wege, so Ermacora.

Förderung gesetzlich absichern

Im Vergleich zur wirtschaftlichen Größe des AV nimmt sich die öffentliche Förderung ziemlich bescheiden aus. Zum Gesamtbudgetvolumen von 42,4 Millionen Euro (2018) steuert die öffentliche Hand (Bund, Länder, Gemeinden) nur 13,3 Prozent bei.

Ermacora möchte vor allem die Förderung des Bundes für alle alpinen Vereine in Hinkunft gesetzlich abgesichert wissen. Derzeit müssten die Vereine ja immer wieder "nach Wien zum Klinkenputzen", um etwas Subvention zu erhalten.

Skigebiet ohne Lifte

Neben der Hüttenbetreuung und der Wegeerhaltung setzt der ÖAV aber auch noch ganz andere touristische Initiativen. So ist beispielsweise nach dem Konkurs des stadtnahen Salzburger Skigebiets Gaißau-Hintersee auf Initiative der Salzburger Sektion ein Skitourenpark entstanden. Gemeinsam mit den Gemeinden Krispl und Hintersee sowie mit Bundesforsten und Tourismusverbänden hat man ein Konzept zur Parkraumbewirtschaftung und Besucherlenkung entwickelt. "Wertschöpfung, auch wenn die Lift stillstehen", sagt der Salzburger AV-Chef Roland Kals dazu.

Die ersten Ergebnisse seien jedenfalls vielversprechend, sagt Kals. Die Gastronomie am Berg würde durch die Skitourengeher enorm profitieren. Mittelfristig denkt Kals daran, das Projekt auszuweiten und auch im Sommer ein Angebot für Mountainbiker einzurichten. Ein Zuckerl für die betroffenen Gemeinden Krispl und Hintersee gibt es auch: Sollte die Skischaukel endgültig stillgelegt werden, wäre eine Aufnahme ins internationale Netzwerk der Bergsteigerdörfer und damit eine entsprechende touristische Bewerbung denkbar. (Thomas Neuhold, 29.1.2020)