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Mit iOS 13 wurden die Standortzugriffe bei Apple-Smartphones weiter begrenzt – und das zeigt Wirkung.

Foto: Marcio Jose Sanchez / AP

In einem sind sich mittlerweile viele einig: Die Sammlung von sensiblen Nutzerdaten durch Smartphone-Apps und Webseiten ist komplett außer Kontrolle geraten. Besonders drastisch zeigt sich dies am Beispiel von Standortdaten: Erst vor wenigen Wochen sorgte eine Recherche der "New York Times" für Aufsehen, die aufzeigte, wie umfassend die Nutzer zum Teil von Apps ausspioniert und ihre Daten anschließen weiterverkauft werden.

Ganz neu ist diese Erkenntnis natürlich nicht, und das hat auch die Anbieter großer Smartphone-Plattformen – also Apple und Google – dazu gebracht, diverse Verschärfungen vorzunehmen. Und diese scheinen tatsächlich zu greifen, wie Fast Company unter Berufung auf mehrere aktuelle Untersuchungen berichtet.

Zahlenmaterial

Seit der Veröffentlichung von iOS 13 ist die Menge an von Apps im Hintergrund gesammelten und an Werbefirmen weitergegebenen Standortdaten massiv zurückgegangen. Eine Untersuchung von Location Sciences spricht von einer Reduktion um 68 Prozent seit der Freigabe der aktuellen Betriebssystemgeneration vergangenen Herbst.

Prinzipiell war es bei iOS schon länger möglich, den Zugriff auf den Standort im Hintergrund zu unterbinden. Mit iOS 13 warnt Apple seine Nutzer aber eindringlicher als bisher. So werden nun etwa Warndialoge angezeigt, wenn Apps ohne aktive Nutzung Standortdaten sammeln. Zudem ist es jetzt möglich, die Standortberechtigung nur einmalig zu vergeben.

Parallelwelt

Bei Android 10 hat Google ähnliche Maßnahmen vorgenommen. So gibt es nun auch hier die Möglichkeit, den Standortzugriff nur dann zu erlauben, wenn die App gerade aktiv genutzt wird – also Abfragen im Hintergrund generell zu blockieren. Regelmäßige Warnungen vor im Hintergrund Daten sammelnden Apps gibt es ebenso. Eine unabhängige Untersuchung zu den Auswirkungen dieser Maßnahmen gibt es hier zwar noch nicht, Google selbst betont aber, dass die Nutzer ungefähr zur Hälfte die Option wählen, den Zugriff auf Standortdaten nur bei aktiver Nutzung zu erlauben.

Interessanterweise scheinen die Maßnahmen auch Auswirkungen auf die allgemeine Zahl der Standortabfragen zu haben. So rechnet Location Sciences vor, dass selbst bei aktiver Nutzung die Anzahl der diesbezüglichen Abfragen zurückgegangen ist – und zwar um 24 Prozent.

Keine Illusionen

Aus einer Privatsphärensicht stellt dies eine erfreuliche Entwicklung dar, trotzdem bedeutet es natürlich nicht das nahende Ende der Standortspionage durch Apps. Einerseits profitieren die Datensammler davon, dass viele Nutzer fahrlässig einfach allen Abfragen zustimmen. Gleichzeitig werden sie sich sicher nach anderen Wegen umsehen, um an die Daten der Nutzer zu kommen.

Immerhin ist es auch ohne Standortberechtigung möglich, eine ungefähre Lokalisierung der Nutzer vorzunehmen – und zwar über die IP-Adresse. Und diese ist für alle Apps – oder auch jede Webseite am Desktop – problemlos zugänglich. Wie exakt diese Information ist, hängt nicht zuletzt von dem Netzwerk ab, in dem man sich befindet. Während etwa bei WLANs oft recht genau gesagt werden kann, wo sich dieses befindet, reden wir bei Mobilfunkbetreibern, die dynamische IPs vergeben, oft von einem Umkreis von hunderten Kilometern. (apo, 30.1.2020)