Premierenwürdig und also Weltklasse: Krassimira Stoyanova als Desdemona.

Foto: Pöhn

Unlängst hat Sopranistin Krassimira Stoyanova im Musikverein bei Verdis Requiem (mit Dirigent Riccardo Muti) für tiefgründige Glanzmomente bezüglich der letzten Dinge gesorgt. An der Staatsoper nun eine erhellende Fortsetzung: Die Bulgarin, die einst beim Salzburg Rosenkavalier eine auch schwer zu vergessende Marschallin gab, zelebrierte als Desdemona sämtliche Finessen vokalen Ausdrucks.

Bis sie schließlich leider von Otello mit einem Polster erstickt wird (Inszenierung: Adrian Noble), liefert sie bei dieser Verdi-Studie männlicher Raserei Premierenwürdiges: ansatzlos gehauchte oder energisch eingestreute Töne sowie eine märchenhafte Kontrolle der Dynamik, die es Stoyanova freistellt, auch in lichten Höhen der Partie ins Pianissimo zu gleiten und Töne von quasi narkotischer Effektivität zu präsentieren.

Goulds Mühen

Virtuosität und charaktervolles Timbre verschmolzen auch mit einer darstellerischen Eindringlichkeit, die an diesem Abend an anderer Stelle vergeblich gesucht wurde. Nachdem schon zu Beginn jedwedes Staubkörnchen aus dem Orchestergraben akustisch gar zu stürmisch auf die Bühne gepustet wurde, demonstrierte Stephen Gould als Otello auch vokal jene Mühen, die ihm die Partie zwischendurch bereiten sollte. Gould stabilisierte sich parallel zu der anschwellenden Eifersucht seiner Figur. Wirklich überzeugen konnte er diesmal nicht.

Da wirkte Carlos Álvarez als Jago in seiner bösartigen Noblesse ausgewogener. Seine aus dem Giftschrank der Intrige geholten Finessen durften unbehelligt von vokalen Krämpfen ihr Fluidum entfalten, dem auch Cassio (respektabel: Jinxu Xiahou) auf den Leim ging. Das Staatsopernorchester unter Jonathan Darlington zügelte seinen Anfangsbombast, offerierte auch dem guten Chor pointierten Schönklang. (Ljubisa Tosic, 29.1.,2020)