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Schutzmasken sind in vielen Ländern Mangelware.

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Zahlreiche Fluglinien, darunter die AUA, haben Flüge nach China vorerst gestrichen.

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Am Stadtrand Wuhans wird ein neues Spital errichtet.

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Peking/Genf/Moskau – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Donnerstag wegen der Verbreitung des Coronavirus einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit sind schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Der Schritt sei nicht als Misstrauensvotum gegen China zu verstehen, betonte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus und lobte ausdrücklich die Maßnahmen der Chinesen.

Die größte Sorge sei, dass das Virus sich in Ländern ausbreiten könnte, die ein schwächeres Gesundheitssystem hätten. In der vergangenen Woche hatte die WHO noch darauf verzichtet, den Ausbruch als internationalen Gesundheitsnotstand einzustufen.

Russland schließt Grenze

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus schließt Russland seine 4.250 Kilometer lange Grenze zu China. Eine entsprechende Anordnung sei bereits in Kraft getreten, nun würden "alle über die beschlossenen Maßnahmen informiert", zitierten russische Nachrichtenagenturen am Donnerstag Ministerpräsident Michail Mischustin. In China ist die Zahl der Todesfälle indes um 38 auf 170 gestiegen.

ORF

In Deutschland sind fünf Fälle in Bayern bestätigt, allesamt Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto, der in Wuhan ein Werk betreibt. Tschechische Behörden stellen bis auf weiteres keine Visa für chinesische Staatsbürger aus. In Österreich wurden mehrere Verdachtsfälle negativ getestet, zumindest ein Testergebnis aus Wien, drei aus der Steiermark und eines aus Kärnten stehen aber noch aus. Die Regierung warnte vor Panikmache: "Es ist wichtig, umsichtig zu agieren und Gerüchten keinen Platz zu geben. Österreich ist bestens aufgestellt", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

Zwei Fälle in Italien

Italiens Regierungschef Giuseppe Conte bestätigte am Donnerstag die ersten zwei Infektionen mit dem Coronavirus-Fälle. Zwei chinesische Touristen" werden in einem Krankenhaus in Rom behandelt.

Die Infizierten seien in "guten Gesundheitszustand", hieß es. Das Hotelzimmer, in dem die Touristen übernachtet hätten, sei versiegelt worden. Weitere chinesische Touristen, die mit dem selben Reiseveranstalter nach Italien gekommen seien, würden überprüft. Der Luftverkehr zwischen China und Italien solle gestoppt werden, erklärte Conte.

Passagiere festgehalten

Zuvor hatte sich ein Corona-Verdacht auf einem Kreuzfahrtsschiff in Italien nicht bestätigt. Rund 6.000 Passagieren- darunter 37 Österreicher – waren stundenlang auf der "Costa Smeralda" im Hafen der Stadt Civitavecchia bei Rom festgehalten worden, bis ein Test Entwarnung gab.

Bisher wurden Infektionen in rund 19 Ländern außerhalb Chinas gemeldet. Darunter sind neben Deutschland, Italien und Frankreich auch Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, die USA, Finnland, Australien und Südkorea.

Bis auf rund 100 Fälle sind aber alle Erkrankungen in China aufgetreten, wo der Erreger seinen Ursprung hat. Die Gesundheitskommission in Peking gab am Donnerstagvormittag neue Zahlen bekannt, die einen sprunghaften Anstieg bei Toten und Krankheitsfällen zeigten. Demnach waren bis einschließlich Mittwoch 170 Menschen gestorben und 7.711 erkrankt. Damit kamen innerhalb eines Tages 38 Tote und rund 1.700 Erkrankte hinzu. Bei weiteren 12.167 Menschen wurde das Coronavirus vermutet.

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7.711 Menschen sind nach derzeitigem Wissensstand infiziert.
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Weiterhin blieb das Virus stark auf die Provinz Hubei beschränkt, wo am Dienstag 37 Tote und 1.032 Krankheitsfälle neu registriert wurden. Einen Toten gab es in der Provinz Sichuan. Zudem wurde in der Provinz Tibet ein erster Coronavirus-Fall bestätigt.

Sieben Österreicher in betroffener Region

In Hubei befinden sich sieben Österreicher, die nach Angaben des Außenministeriums noch vor dem Wochenende in ihr Heimatland zurückkehren sollen. Andere Länder, darunter etwa auch Großbritannien, wollen aus der chinesischen Stadt Wuhan ausgeflogene Staatsbürger isolieren. Sie kommen 14 Tage lang in Quarantäne, wahrscheinlich auf einer Militärbasis.

Was solch ein Vorgehen mit den Österreichern betrifft, da stimme man die Vorgangsweise mit den Partnern im Rahmen der europäischen Gesundheitsbehörden sowie mit den Landessanitätsdirektionen ab, hieß es von Gesundheitsminister Anschober.

Menschen werden ausgeflogen

Die USA flogen rund 200 Landsleute aus Wuhan aus. Ein Charterflugzeug mit 195 US-Bürgern habe am Mittwoch die chinesische Metropole verlassen. Keiner von ihnen habe Symptome gezeigt, sie würden nun noch einige Tage beobachtet. In Tokio landete am Donnerstagvormittag eine zweite Maschine mit 210 Menschen an Bord, die aus China evakuiert wurden.

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Crewmitglieder von Thai Airways bereiten sich darauf vor, eine Flugzeugkabine zu desinfizieren.
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In der Belegschaft des bayerischen Autozulieferers Webasto, bei dem die vier bestätigten Fälle in Deutschland aufgetreten sind, ist nach Unternehmensangaben am Mittwoch keine weitere Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert worden. Am Firmensitz in Stockdorf hätten Amtsärzte Proben von rund 40 Kontaktpersonen der ersten Fälle genommen, erklärte das Unternehmen. Am Donnerstag werden demnach noch rund 50 weitere Mitarbeiter untersucht, die in engerem Kontakt mit jenen drei Kollegen standen, bei denen zuletzt der Erreger festgestellt worden war. Allen fünf betroffenen Mitarbeitern, vier in Deutschland sowie der nach China zurückgereisten Kollegin, gehe es gut. Die Symptome seien nach sehr kurzer Zeit abgeklungen.

Flugstopp vieler Airlines, Firmen schließen Niederlassungen

Unterdessen streichen immer mehr Airlines Flüge nach China. In Wien starteten am Mittwoch die letzten Peking- und Schanghai-Flüge der AUA, die ebenso wie die Konzernmutter Lufthansa sowie die Fluggesellschaft Air France alle China-Flüge bis 9. Februar absagte. Zuletzt setzte British Airways alle Verbindungen von und nach Festlandchina bis Ende Februar aus. Kurz zuvor hatte American Airlines bekanntgegeben, die Verbindungen von Los Angeles nach Peking und Schanghai bis Ende März einzustellen.

Google teilte mit, alle seine Büros in China, Hongkong und Taiwan vorläufig zu schließen. Auch die schwedische Möbelkette Ikea zieht die Notbremse: Alle 30 Einrichtungshäuser im Land werden vorübergehend geschlossen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. (APA, Reuters, red, 30.1.2020)