Findet Heinz-Christian Strache bei DAÖ eine neue politische Heimat?

Foto: Heribert Corn

Inzwischen leicht ermüdet von der inszenierten Monotonie türkis-grüner Gemeinsamkeitsdemonstrationen vom Winterpalais bis zur Klassenfahrt, erinnert man sich des Zaubers, der noch vor nicht allzu langer Zeit dem Anfang von Türkis-Blau innewohnte. Da waltete noch echtes Vertrauen zwischen den Partnern, und dass aus dieser Beziehung nur die beste Regierung hervorgehen konnte, die Österreich je hatte, stand von Anfang an fest. Das ging so weit, Heinz-Christian Strache den Vizekanzler und Herbert Kickl das Innenministerium anzuvertrauen. Gab es damals auch warnende Stimmen – wer hätte geahnt, was in den beiden steckt?

Heute, ein paar Verrätereien später, wissen wir mehr, vor allem, wozu die beiden fähig sind, wenn der Kampf um den Platz am politischen Trog in eine kritische Phase tritt. Mehr ist es ja nicht, was sich seit Ibiza in der freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft abspielt. In Sachen Fremdenfeindlichkeit und Demokratieabbau kann man leicht einig sein, aber wenn es darum geht, sich einmal Arbeit außerhalb der Politik suchen zu müssen, hört sich auch unter Gesinnungsfreunden der Spaß auf.

Einsicht – Fehlanzeige

Das ist keine böswillige Unterstellung von außen, wie der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger mit seiner Einschätzung Straches beweist: "Eine Staatskrise mitverursachen. Auf Parteikosten leben wie Gott in Frankreich. Sich an anderen Personen abputzen. Reue. Einsicht, Fehlanzeige. Im Gegenteil."

Das mit der Staatskrise mag leicht übertrieben sein, und Reue hat Strache schon gezeigt, aber nur unmittelbar nach Veröffentlichung seines Auftritts im verschwitzten T-Shirt. Sehr bald nach der Ankündigung seines Rückzuges aus der Politik ist ihm gedämmert, das könnte mit ziviler Arbeit und weniger Einkommen verbunden sein. Als feministischer Idealist konnte er gerade noch seiner Frau ein Nationalratsmandat verschaffen, aber zu dem standesgemäßen, parteimitfinanzierten Leben als "Egomane mit Selbstüberschätzung" konnte das nimmer reichen.

Freund, Feind, Parteifreund

Sein Lebensstil konnte den – damals noch – Parteifreunden nicht verborgen gewesen sein. Den Exorzisten, den sie ihm spät auf den Hals hetzen wollten, hätten sie zur Austreibung eines solchen Führers längst selber holen müssen, wäre es ihnen wirklich um innerparteiliche Sauberkeit gegangen. Oder es ist etwas dran, wenn Strache jetzt von Nattern spricht, die er an seinem Busen genährt habe und die ihn nun über Anwälte auszuzeln wollen. Irgendjemand muss von der innerparteilichen Sozialhilfe für ihn vorher gewusst haben.

Um freiheitliche Ideale geht es denen kaum, die nun so wütend über ihn herfallen. Sie zittern, ihre Mandate könnten verlorengehen, Strache geht es um ein Mandat für sich. Und bringt es auch nur einen Gemeinderatsbezug. Schlechter als Vizekanzler, besser als Zahntechnik oder AMS. Inhaltlich wird er das Kraut der Fremdenfeindlichkeit in Wien nicht fetter machen, als es ein Dominik Nepp jahrelang von ihm gelernt hat.

Mag die Säuberung der FPÖ schlampig sein, es gibt Hoffnung, und der sie verkörpert, heißt Kickl. In Berlin ließ ihn Ehren-AfDler Alexander Gauland wissen, man könne von der FPÖ lernen, in schweren Zeiten durchzuhalten. Und wie! (Günter Traxler, 30.1.2020)