Im Vordergrund der Holzbau mit fünf, hinten der Massivbau mit vier Geschoßen. 33 Wohnungen wurden errichtet.

Foto: www.weissengruber-fotografie.at

Die Balkone wurden bei beiden Häusern als selbsttragende Elemente in Beton ausgeführt.

Foto: www.weissengruber-fotografie.at

Ein Grundstück in Wolfurt, zwei optisch recht ähnliche Häuser, die sich in der baulichen Ausführung aber buchstäblich "massiv" unterschieden. Von den beiden Häusern in Passivhausqualität mit insgesamt 33 Wohneinheiten und gemeinsamer Tiefgarage, die Rhomberg Bau und der gemeinnützige Bauträger Wohnbauselbsthilfe in der Vorarlberger Marktgemeinde errichteten, wurde nämlich eines aus Stahlbeton mit Wärmedämmverbundsystem, eines aus Holz gebaut (mit jeweils selbsttragenden Balkonelementen aus Beton).

Sie sind architektonisch fast ident, das Holzhaus bekam allerdings einen Stock mehr als der Massivbau. Grund dafür waren behördliche Auflagen: Der massive Baukörper musste reduziert werden, damit er sich harmonischer in die umliegende Bebauung einfügt.

Mix aus Eigentum und Miete

In jedem der beiden Häuser entstand ein Mix aus Eigentums- und Miet(kauf)wohnungen. Die Eigentumswohnungen (sechs im Holz-, fünf im Massivbau) wurden von Rhomberg verkauft, zum Einheitspreis von 4200 Euro je Quadratmeter. Die Mietwohnungen wurden von der Wohnbauselbsthilfe vermietet. Die Mieter zahlen auch überall die gleiche Miete, erklärt Jürgen Loacker, Projektleiter aufseiten der Wohnbauselbsthilfe – denn es handle sich wohnbauförderrechtlich ja nur um ein einziges Projekt.

Im Herbst 2019 zogen die ersten Bewohner ein. Die Wohnungskäufer hatten das Vorrecht bei der Auswahl ihrer Einheit, so Loacker. Die Eigentumswohnungen befinden sich deshalb nun vorrangig unter dem Dach und im Erdgeschoß. Beheizt wird mit Wärmepumpe, dazu gibt es einmal eine Solarthermie-, einmal eine Photovoltaikanlage. Deren Betrieb wird vom Energieinstitut Vorarlberg nun fünf Jahre lang begleitet. Erste Daten dazu wird es laut Martin Ploss vom Energieinstitut erst 2021 geben.

Ein halbes Jahr vs. ein Jahr

Was Baudauer und Baustellenlogistik betrifft, gibt es aber schon erste Erkenntnisse. Sie sind in der direkten Gegenüberstellung doch recht eindrucksvoll. So benötigte man für den Holzbau lediglich sechs Monate, ein Gerüst war sogar nur für zwei Wochen nötig. Die Errichtung des Massivbaus dauerte ein ganzes Jahr, das Gerüst stand allein für die Fassade vier Monate lang.

Komplett getrennt könne man die Bauabläufe aber freilich nicht betrachten, räumt Rhomberg-Bau-Projektleiter Alexander Hilbe ein, "da die Gebäude natürlich in Bereichen wie der Außenanlage gewerketechnisch zusammenhängen". Sprich: Es wurde etwa mit der Gestaltung des ganzen Außenbereichs natürlich solange gewartet, bis auch der Massivbau fertig war.

Transporte nicht ganz zuordenbar

Auch eine CO2-Gesamtbilanz steht noch aus, dafür muss noch gerechnet werden. Dass der Vergleich kompliziert ist, macht aber ein Umstand deutlich: Für die Fassade des Holzbaus waren überhaupt keine Transporte zur Baustelle nötig, da sie an den Massivholzwänden vormontiert mitgeliefert wurde. Für die Vorfertigung der Wandelemente mussten zuvor aber natürlich die Fenster vom Fensterbauer zum Zimmerer gebracht werden – was wohl CO2-Ausstoß verursachte.

Beim Massivbau mussten alleine für das Styropor zwei Sattelzüge für den Transport zur Baustelle eingesetzt werden, weitere sechs Lkw brachten die Silos mit dem Klebematerial. "Zumindest was die Belastung der Nachbarschaft auf der Baustelle betrifft, hat sich der Holzbau also positiv ausgewirkt", so Hilbe.

Kein großer Unterschied mehr bei den Kosten

Und schließlich noch zu den Kosten. Hier hat der Holzbau nach wie vor das Image, substanziell teurer zu sein als ein Betonbau. "Als wir bei Rhomberg vor einigen Jahren mit den Holzbauten begonnen haben, hatten wir im Vergleich zum herkömmlichen Massivbau mit Preisdifferenzen bis zu zehn Prozent zu kämpfen", so Hilbe. Mittlerweile sei man aber in der Lage, einen Holzbau inklusive Holzfassade "zum praktisch selben Preis wie einen Massivbau mit Wärmedämmung zu errichten". Das sei auch bei diesem Projekt so gewesen – wobei die eine Etage mehr beim Holzbau in dieser Rechnung berücksichtigt wurde.

Auch beim Verkauf der Wohnungen habe man keine großen Unterschiede festgestellt. Die Lage der Wohnung innerhalb des jeweiligen Hauses sei das wichtigste Kriterium gewesen, so Hilbe. Ob man letztlich eine Holzdecke wolle oder nicht, sei halt eine Geschmacksfrage. "Für keinen Käufer war die Holzoptik wirklich störend."

Für einen einzigen Mieter einer Mietkaufwohnung allerdings schon, berichtet Loacker. Die gewünschte Verkleidung mit Gips wird aber erst nach dem Kauf möglich sein. (Martin Putschögl, 2.2.2020)