Bild nicht mehr verfügbar.

Kontaminiertes Wasser aus dem Reaktorwrack in Fukushima kann ins Meer geleitet werden, sagen Experten.

Foto: AP

Tokio – Ein japanisches Expertengremium empfiehlt der Regierung, kontaminiertes Wasser aus dem 2011 zerstörten Atomkraftwerk in Fukushima ins Meer zu leiten. Die vom Industrieministerium einberufenen Fachleute bezeichneten ihren Vorschlag in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung als "realistische Option".

Die Ableitung des Wassers ins Meer "kann mit Sicherheit erfolgen", erklärten sie, da diese Methode auch bei anderen Atomreaktoren angewandt werde. Ein weiterer Vorschlag des Gremiums sieht die Freisetzung des Wassers in die Luft mittels Verdampfung vor. Die Empfehlungen sind nicht bindend und setzen der Regierung keine Frist für einen Beschluss über den Umgang mit dem verunreinigten Wasser. Allerdings drängt die Zeit. Der Platz zur Speicherung des abgepumpten, kontaminierten Wassers am Standort wird knapp, 2022 brauche man neue Lagermöglichkeiten für die Tanks. Im Sommer finden die Olympischen Spiele statt – rund 60 Kilometer vom Reaktorwrack entfernt, heißt es.

Nur in hohen Dosen schädlich

Das verseuchte Wasser stammt aus unterschiedlichen Quellen, darunter auch Kühlwasser für die Anlage, sowie Grund- und Regenwasser, das täglich in die Anlage sickert. Es wird nach Behördenangaben einem umfangreichen Filterungsprozess unterzogen. Nach der Aufbereitung enthalte das Wasser nur noch Tritium, wird versichert.

Laut Experten ist Tritium für den Menschen nur in sehr hohen Dosen schädlich. Die Internationale Atomenergiebehörde argumentiert, dass ordnungsgemäß gefiltertes Wasser mit Meerwasser verdünnt sicher in den Ozean geleitet werden könne, ohne Umweltprobleme zu verursachen.

Fischer warnen vor Umweltschäden

Nicht überzeugt sind insbesondere Fischer und Bauern: Sie befürchten fatale Umweltauswirkungen und sehen ihre Existenz bedroht. Eine Entscheidung der Regierung wird trotz der Dringlichkeit nicht vor den Olympischen Spielen in Tokio in diesem Sommer erwartet.

In Fukushima ereignete sich nach einem schweren Erdbeben und einem Tsunami im März 2011 das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986. Bisher hat AKW-Betreiber Tepco an die 1,2 Millionen Tonnen verseuchtes Wasser aus den Kühlleitungen verwendet, um das Schmelzen der Brennelemente zu verhindern. Tepco und die Regierung schätzen, dass sie rund 40 Jahre brauchen werden, um die Schäden zu beheben. (APA, 31.1.2020)