Dieses Bild stammt zwar aus Deutschland, in Frankreich wird es so bald nicht mehr existieren: Kassabons für niedrige Beträge werden staffelweise abgeschafft.

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Paris – Selbst wer nur ein Croissant kauft, kommt in Frankreich nicht daran vorbei: am unvermeidlichen Kassabon. Für jeden noch so kleinen Einkauf überreichen französische Verkäufer das Zettelchen dem Kunden – meistens landen sie Sekunden später im Müll. Das soll sich bald ändern. Mit einem neuen "Gesetz gegen Verschwendung", das am 31. Jänner im französischen Parlament verabschiedet wurde, soll Müllbergen der Kampf angesagt werden. Davon sind auch Kassabons betroffen.

Immerhin verbraucht jeder französische Supermarkt im Schnitt 10.600 Rollen Thermopapier für Kassazettel pro Jahr. Ausgerollt entspricht das in etwa der Distanz von Paris bis in die südfranzösische Stadt Montpellier. Zumindest für kleinere Beträge sollen Bons schrittweise abgeschafft und nur auf Kundenwunsch gedruckt werden. Ab September 2020 soll die Regelung für Einkäufe bis zehn Euro gelten, ab Jänner 2021 dann bis 20 Euro.

Große Reform

Das ist nur einer von vielen Unterpunkten des umfassenden Gesetzes, mit dem Frankreich den Müll in den Griff bekommen will. Die großen Mengen sollen allerdings anderswo reduziert werden: So dürfen nichtverkäufliche Textilien und Hygieneartikel ab 2022 nicht mehr vernichtet werden, sondern müssen gespendet oder recycelt werden. Ein Jahr später treten striktere Richtlinien für Gastronomiebetriebe in Kraft. Spätestens dann dürfen diese nur mehr wiederverwendbare Verpackungen und Besteck einsetzen. Ab 2040 sollen Wegwerfverpackungen aus Plastik der Vergangenheit angehören.

Auch der "geplanten Obsoleszenz", also vom Hersteller geplanten Schwachstellen, die die Lebensdauer von Gütern reduzieren, will die Regierung Einhalt gebieten. Ab 2021 sollen elektronische Geräte wie Waschmaschinen, Fernseher oder Mobiltelefone mit einem Label für "Reparierbarkeit" versehen werden. Das soll verhindern, dass – wie bisher – beinahe zwei Drittel der Geräte mit einem Defekt auf der Mülldeponie landen.

Lebensmittelabfall reduzieren

Die Regierung hofft, mit den neuen Regelungen auch den Lebensmittelabfall bis 2025 im Vergleich zu 2015 um die Hälfte zu reduzieren. Bereits vor drei Jahren ist in Frankreich ein Gesetz in Kraft getreten, das Supermärkten untersagt, genießbare Lebensmittel wegzuwerfen. Geschäfte mit mehr als 400 Quadratmeter Fläche müssen unverkauftes Essen an Tafeln oder gemeinnützige Organisationen spenden.

Frankreich folgt damit den Vorgaben aus Brüssel: Die EU hat im Vorjahr beschlossen, dass ab 2021 keine Einwegplastikprodukte mehr in den Handel kommen dürfen, für die es nachhaltigere Alternativen gibt – betroffen sind etwa Strohhalme, Plastikteller oder Wattestäbchen. (lauf, 3.2.2020)