Ein Beamte überprüft in der Stadt Guangzhou, ob alle Passagiere der U-Bahn Gesichtsmasken tragen.

Foto: EPA / Alex Plavevski

Fieber-Kontrollen am Eingang eines Einkaufszentrums in Guangzhou.

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Wien/Paris – Alle sieben Österreicher, die am Sonntag via Flugzeug aus der vom Coronavirus besondern betroffenen chinesischen Provinz Wuhan über Frankreich nach Österreich gebracht wurden, sind negativ auf die Krankheit getestet worden. Das wurde am Montag bekannt. Sie bleiben trotzdem 14 Tage in Quarantäne. Die Rückkehrer, sechs Erwachsene und ein Kind, befinden sich "in sicheren Quartieren, damit die Isolierung weiterhin gewahrt bleibt", in der Bundeshauptstadt, hieß es.

Die zweiwöchige Quarantäne erfolgt aus Sicherheitsgründen und um jeden Verdacht einer Infektion auszuräumen. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) betonte in einer Aussendung, dass die Rückkehrer täglich vom Gesundheitsamt kontaktiert werden. "Es werden in diesen zwei Wochen noch mehrere Abstriche und Untersuchungen nach einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus vorgenommen. Ich bin zuversichtlich, dass alles gut geht und diese sieben Personen nach der Quarantänezeit gesund nach Hause gehen können", sagte Hacker.

Fünf neue Fälle

Allerdings gibt es in Österreich schon fünf neue Coronavirus-Verdachtsfälle. Wie das Gesundheitsministerium Montagvormittag bekannt gab, handelt es sich um drei Fälle in Niederösterreich sowie jeweils einen in Kärnten und in Tirol.

Sieben Österreicherinnen und Österreicher sind am Sonntag aus dem Corona-Epidemiegebiet Wuhan in China in Wien-Schwechat gelandet. Zur Sicherheit müssen sie nun zwei Wochen in Quarantäne – auch wenn sie bisher keine Krankheitsanzeichen haben.
ORF

Ein Verdachtsfall in der Steiermark konnte bereits ausgeschlossen werden. Eine Test verlief negativ, wie von der Landessanitätsdirektion mitgeteilt wurde. Falls doch Verdachtsfälle und gar Erkrankungen auftreten, würden Patienten mit einer Viruserkrankung in die Infektiologie des LKH Graz-West gebracht. Rund 40 Coronavirus-Verdachtsfälle hat es bisher in Österreich gegeben. In all diesen Fällen gab es nach Tests Entwarnung.

Es gebe keinen Grund zur Panik, aber man werde größte Aufmerksamkeit und Vorsicht walten lassen, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend an. Das gelte auch für die sieben Heimkehrer aus dem chinesischen Coronavirus-Epidemiegebiet Wuhan, die am Sonntagabend auf dem Flughafen Wien erwartet wurden.
DER STANDARD

Entwarnung in Frankreich

Für die Franzosen, die in der selben Maschine wie die Österreicher nach Frankreich zurückgeflogen sind, haben die französischen Behörden Entwarnung gegeben. Keiner der in Frankreich verbliebenen Passagiere habe sich mit dem neuartigen Virus infiziert, sagte Gesundheitsstaatsekretär Adrien Taquet am Montag dem Sender BFMTV. Entsprechende Tests seien negativ ausgefallen.

Austrian Airlines und die anderen Mitglieder der Lufthansa Group haben am Montag bekanntgegeben, dass Flüge nach China länger als bisher suspendiert bleiben werden. Man wolle bis mindestens 28. Februar die dort liegenden Ziele nicht mehr anfliegen, heißt es. Die Ziele Nanjing, Shenyang und Qingdao sollen bis zum Ende des Winterflugplans am 28. März nicht angeflogen werden. Insgesamt fallen damit pro Woche 54 Flüge aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nach China weg. Der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe oberste Priorität. Flüge der Lufthansa nach Hong Kong sollen aber weiterhin stattfinden.

Notklinik mit tausend Betten in Wuhan eröffnet

In Wuhan wurde am Montag das erste von zwei Notkrankenhäusern in Wuhan eröffnet. Das "Huoshenshan" ("Berg des Vulkan-Gottes") genannte Hospital hat rund tausend Betten. Rund 1.400 medizinische Kräfte des Militärs betreiben das Behelfshospital, in dem Lungenkranke zentral in Quarantäne kommen und behandelt werden.

Am Spital ist seit 23. Jänner Tag und Nacht gearbeitet worden. Ein zweites Hospital mit mehr als tausend weiteren Betten soll am Mittwoch eröffnet werden. Es wird "Leishenshan", "Berg des Feuergottes", genannt. Nach dem chinesischen Volksglauben sollen die Götter des Feuers oder des Vulkans helfen, Krankheiten zu bekämpfen. Die beiden Nothospitäler sollen helfen, den akuten Mangel an Krankenbetten zu beheben.

Nach aktuellen Zahlen gibt es in China mittlerweile 361 Tote und offiziell 17.200 Infizierte. Experten gehen allerdings davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Infizierten deutlich höher ist, weil die Krankheit oft ohne oder nur mit sehr leichten Symptomen verläuft. Außerhalb Chinas sind 151 Fälle aus 23 Ländern gemeldet worden, dabei auch mehrere in Nachbarländern Österreichs. Gestorben ins außerhalb Chinas erst eine Person am Virus, nämlich auf den Philippinen.

China verfolgt Menschen mit Drohnen – oder doch nicht?

Die chinesische Polizei verfolgt indes offensichtlich auch mit Drohnen einzelne Menschen, die keinen Mundschutz tragen. Über Lautsprecher werden sie aufgefordert, eine Atemmaske anzulegen oder nach Hause zu gehen, wie auf Videos im chinesischen Internet zu sehen ist.

"Sie sollten nicht draußen rumlaufen, ohne eine Maske zu tragen", sagt eine männliche Stimme aus dem Lautsprecher der Drohne zu einer älteren Frau, wie auf einem Video zu sehen ist. "Besser, sie gehen jetzt nach Hause – und Hände waschen nicht vergessen!" Alle seien doch aufgefordert worden, zuhause zu bleiben. "Jetzt beobachtet sie eine Drohne."

Allerdings steht infrage, ob das Video wirklich authentisch ist. Zwar wurde von der staatlichen chinesischen Zeitung "Global Times" auf Twitter veröffentlicht, später berichtete allerdings die "Beijing Times", es handle sich nicht um eine Aktion der Behörden sondern eines Influencers. Der Mann habe sich ihr als Urheber des Videos zu erkennen gegeben. Nach eigener Aussage habe er damit auf die Wichtigkeit von Schutzmaßnahmen zur Prävention hinweisen wollen.

Wie verbreitet das Vorgehen ist, war aber unklar. Auf anderen Videos ist zu sehen, wie die Polizei aus der Luft auch die Bürger aufklärt. "Gehen sie nur im Notfall raus", sagt ein Polizist in einem Video mit Sprechfunk über die Drohne, die über einer Kreuzung schwebt. "Bitte tragen sie einen Mundschutz, wenn sie rausgehen. Schützen sie sich selbst!"

Hongkong schließt Grenzen

Hongkong kündigte an, zehn Grenzübergänge mit dem chinesischen Festland zu schließen, um die Ausbreitung des neuen Coronavirus einzudämmen.

Das Coronavirus erklärt
DER STANDARD

Kritik an USA

Die Reaktion der USA auf die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus hatte China hingegen scharf kritisiert. Anstatt Hilfe anzubieten habe Washington "Panik" geschürt, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Montag in Peking. Sie kritisierte, dass die US-Regierung als erste Reaktion die Mitarbeiter ihres Konsulats in Wuhan abgezogen und dem Botschaftspersonal in Peking die Ausreise freigestellt habe.

Hua verurteilte außerdem das von Washington erlassene Einreiseverbot für China-Reisende. Die USA hätten damit ein "sehr schlechtes Beispiel" abgegeben, sagte die Außenamtssprecherin. Die US-Regierung habe China auch "keinerlei substanzielle Unterstützung" angeboten. US-Präsident Donald Trump zeigte sich hingegen zuversichtlich. "Wir werden sehen, was passiert, aber wir haben es ausgeschaltet", sagte Trump am Sonntagabend dem Fernsehsender Fox New. US-Bürger, die in der stark betroffenen Region Wuhan oder der umliegenden Provinz Hubei waren, müssen für zwei Wochen in Quarantäne. In den USA sind acht Fälle bestätigt.

"Infodemie" zum Coronavirus

Besorgt hat sich hingegen die Weltgesundheitsorganisation WHO über die Informationsflut zum Coronavirus gezeigt. Der Ausbruch sei von einer "massiven Infodemie", einer Überschwemmung an Informationen begleitet worden, teilte sie am Sonntagabend in Genf. Einige Informationen seien korrekt, andere nicht.

Da die Flut an Informationen es vielen Menschen schwer mache, zwischen Mythen und Fakten zu unterscheiden, hat die WHO eine große Informationskampagne auf Facebook, Twitter und anderen sozialen Medien gestartet. Darin beantwortet sie etwa Fragen wie: Kann das Essen von Knoblauch gegen das Coronavirus helfen. Antwort: "Dafür gibt es keinen Beleg." (APA, red, 3.2.2020)