Derzeit dominieren drei Standards: Lightning (links), Micro-USB (Mitte) und USB-C (rechts).

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Die Maßnahme könnte Elektromüll vermeiden und Nutzern von Handys und anderen elektronischen Kleingeräten auch sonst einigen Ärger ersparen. Das sagen Verfechter eines einheitlichen Ladekabels für Smartphones und Co. Manche Branchenvertreter, insbesondere Apple, sehen das anders. Es behindere Innovation und würde – weil man Konsumenten zum Abschied von Lightning zwingen würde – erst recht für mehr E-Schrott sorgen, heißt es aus Cupertino.

Am vergangenen Donnerstag hat nun das EU-Parlament in seiner letzten Sitzung vor dem Brexit über den zukünftigen Weg abgestimmt. Das Ergebnis war eindeutig: Die Verfechter einer vereinheitlichten Aufladelösung waren mit 582 zu 40 Stimmen (bei 37 Enthaltungen) – oder mit rund 88 Prozent – in der Mehrheit. Gegenstimmen gab es vorwiegend aus dem rechten Lager.

Unter den österreichischen Vertretern votierten die drei von der FPÖ entsandten EU-Abgeordneten (Georg Mayer, Roman Haider und Harald Vilimsky) gegen den Vorschlag, ansonsten gab es ausschließlich Zustimmungen bei einer Absenz, wie sich bei votewatch.eu nachvollziehen lässt.

Fortsetzung des ersten Vorstoßes

Das Begehren folgt einem ersten Vorstoß von 2014. Schon damals sollte die Kommission Maßnahmen setzen, um das Dickicht aus rund 30 verschiedenen Ladekabeln zu lichten. Verpflichtungen folgten nicht, jedoch eine Aufforderung an die Industrie, die Situation zu verbessern, da man sonst bindende Vorgaben erarbeiten werde.

Das erwies sich jedoch nur teilweise als erfolgreich. Heute gibt es im Wesentlichen drei relevante Ladeanschlüsse: Micro-USB-B, USB-C und Apples Lightning. Ein guter Teil der verschwundenen oder nur noch selten verwendeten Stecker war aber ohnehin bereits auf dem Weg in die Obsoleszenz.

Drahtlos-Ladegeräte sollen kompatibel sein

Gemäß dem neuen Beschluss wird nun eine verpflichtende Umsetzung eines einheitlichen Ladestandards für alle Mobilgeräte angestrebt. Um dabei den Fortschritt nicht auf der Strecke zu lassen, solle dieser regelmäßig evaluiert werden. Die Kommission wird aufgefordert, bis spätestens kommenden Juli entweder die zur Abstimmung gekommene Vorlage zu implementieren oder zumindest legislative Maßnahmen im Sinne der Umsetzung vorzulegen.

Neben der Vereinheitlichung der Ladekabel enthält der Vorstoß auch noch weitere Ziele. So sollen auch Maßnahmen gesetzt werden, damit Hersteller ihre drahtlosen Ladegeräte zueinander kompatibel gestalten. Weiters will man auch die Sammel- und Recyclingquote für alte Ladegeräte und -kabel in der EU erhöhen. Zudem sollten Kauf von Ladegerät und Handy voneinander "entkoppelt" werden, ohne dass der Preis bei getrennter Anschaffung für die Konsumenten steigt.

Laut Zahlen von 2016 fallen in der EU jährlich 12,3 Millionen Tonnen an Elektroschrott an, was rund 17 Kilogramm pro Einwohner entspricht. (gpi, 3.2.2020)