Drive-By Truckers The Unraveling
Die Drive-By Truckers sind eine dieser klassischen All-American-Bands, die nie etwas wirklich falsch machen. Aus Athens, Georgia, stammend sind sie wie ihre Nachbarn R.E.M. progressive Traditionalisten. The Unraveling ist der Versuch der Band, sich in einem Amerika zu positionieren, das gerade viel von dem einbüßt, was einst den scheinbar unerschöpflichen Optimismus der Amis genährt hat. Die Mittel der Band sind lässiger Southern Rock mit zartem Country-Beigeschmack. Manche Songs besitzen die Räude der frühen Replacements, und dagegen kann man nicht ernsthaft etwas sagen.
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Destroyer – Have We Met
Optisch zwischen griechischem Schlagergott und dem Sänger der Flaming Lips, Wayne Coyne, verortet, produziert Dan Bejar als Destroyer seit 25 Jahren stimmungsvolle Popmusik zwischen den Stühlen. Nun hat er Have We Met veröffentlicht. Die mit gepflegter Nachlässigkeit ins Mikro geatmeten Midtempo-Songs mit einnehmenden Melodien mögen irgendwo in den 1980ern verwurzelt sein, klingen aber wie Klassiker. Bejar entzieht sich exakten Zuschreibungen durch eloquentes Songwriting und zeitgenössische Produktion, den Rest besorgt ein Mix aus Herzeleid und Zynismus.
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Okay Kaya – Watch This Liquid Pour Itself
Wie beziehungstauglich manche von Okay Kayas Versprechungen sind, ist nicht überliefert, sie stellt in ihrem Song Asexual Wellbeing dennoch eine gute Zeit in Aussicht: "I know sex with me is mediocre / But I can give you asexual wellbeing." Das singende Model aus New Jersey kommt via Norwegen über die Welt. Synthie-Pop mit sexualisierten Texten ohne Rücksicht auf Zeitgeist oder Regelblutflecken auf dem Nachtgewand. Genital-Balladen im Nordlicht und Angst vor vaginaler Trockenheit haucht einem die bürgerlich Kaya Wilkins gerufene Dame ins Ohr wie ein postkoitales Liebesgeständnis. Okay, Kaya. (Karl Fluch, 3.2.2020)