Aufstehhilfen könnte man auch an der Seite anbringen. Die Zwischenstützen, die an den Sitzbänken in der neugestalteten U4-Station in der Wiener Pilgramgasse montiert wurden, sorgen nicht umsonst für Unmut. Sie sind nicht anders zu deuten denn als Schikane für eine Personengruppe, die man in der stylischen neuen U-Bahn-Station nicht haben will: Obdachlose, die die Bänke auch nützen könnten, um hier zu schlafen.

Hat die Stadt Wien diese feindliche Architektur nötig? Nein, verantwortliche Politiker sind zu Recht stolz darauf, dass nicht nur in den Wintermonaten für ausreichend Notschlafplätze für Obdachlose gesorgt wird. NGOs tun ihr Übriges, um Menschen ohne Dach über dem Kopf zu versorgen: Man denke nur an den Canisibus, der jeden Abend Suppen an Bedürftige verteilt.

Die Sitzbänke in der neugestalteten U4-Station in der Wiener Pilgramgasse.
Foto: Robert Newald

Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Menschen in der Stadt sollen aber offenbar nicht mit dem Leid konfrontiert werden und sich nicht belästigt fühlen.

Doch es gibt auch positive Beispiele. Mehrere Jahre lang war ein Gitter in einem Seitendurchgang bei der Wiener Karlskirche angebracht, um Obdachlosen eine Liegegelegenheit zu verwehren. Im Zuge der Renovierung wurde es kürzlich beseitigt. Unterschlupf ist nun theoretisch wieder möglich.

Ein Akt der Menschlichkeit: Denn komplett aus der Öffentlichkeit verbannen wird man Obdachlose nie können. (Rosa Winkler-Hermaden, 3.2.2020)