Was beim Pokern rauskommt, weiß man anfangs oft eben nicht.

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In der Causa Postenschacher in der Casinos Austria (Casag) geht es auch um die Frage, ob die kostspielige vorzeitige Auflösung der Verträge von Alexander Labak und Dietmar Hoscher gerechtfertigt war. Mit dem Thema haben sich auch die Kanzlei Schima Mayer Starlinger (SMS) sowie Forensiker der KPMG beschäftigt; sie wurden vom Aufsichtsrat mit einem Gutachten beauftragt. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hegt den Verdacht, die Trennung im vorigen Frühling sei erfolgt, um Platz für FPÖ-Mann Peter Sidlo zu machen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die internen Prüfer kommen im Endbericht "Projekt Alea" zu einem anderen Schluss, sie entlasten den Aufsichtsrat. Der alte Vorstand, zu dem auch die heutige Casag-Chefin Bettina Glatz-Kremsner zählte, habe "als Team" nicht funktioniert. Das dürfte aber so neu nicht gewesen sein. Der Aufsichtsrat habe schon Monate nach Labaks Bestellung (per Juni 2017) bemerkt, dass im Vorstandsteam "Gräben aufgerissen" würden, vor allem durch die Art, wie Labak mit Kollegen und Betriebsratsmitgliedern umgegangen sei. So zitieren die Prüfer Josef Pröll, einen der Vizechefs des Aufsichtsrats. Man habe "Spannungen" im Vorstand bemerkt, Labaks Ansatz erschien Pröll "zu amerikanisch". (Labak hat lang in den USA gearbeitet.)

Die rote Linie zu "krassen Verfehlungen" (hätten zu einem Rauswurf ohne Auszahlung des Vertrags führen müssen) habe Labak aber nicht überschritten, heißt es in der Expertise. Doch sein Führungsstil und Auftreten nach außen seien "überwiegend kritisch" betrachtet worden. Das Urteil der Belegschaftsvertretung sei gar "vernichtend" ausgefallen.

Ähnliche Grenzen ziehen Juristen und Forensiker bei Hoscher (SPÖ), bei dem die teilstaatliche Casag auf rund 4,5 Millionen Euro Scheidungskosten kommen wird.

Gereifte Erkenntnis

Aufsichtsratschef Rothensteiner gab die Auskunft, Hoschers Präsenz im Unternehmen sei "überschaubar" gewesen. Eine Einschätzung, die lang gereift sein dürfte: Rothensteiner ist seit 1996 Aufsichtsratsvorsitzender, Hoscher war ab 1998 Casag-Manager, ab 2006 im Vorstand. Für den er sich auch 2019 bewarb, erfolglos.

Glaubt man einem anderen Aufsichtsratsmitglied, war dem Gremium Hoschers Tätigkeit gar unbekannt: Niemand habe genau gewusst, was Hoscher im Vorstand wirklich gemacht habe. Er sei "der Jurist im Vorstand gewesen", keiner im Aufsichtsrat habe ihn für besonders wichtig für die Casag gehalten. 2011 war das noch anders. Da bekam Hoscher von Rothensteiner 100.000 Euro Sonderbonus für seinen "außertourlichen Einsatz" bei der Casinos International zugestanden.

Enthüllung via SMS

"Der Jurist im Vorstand"? Das ist insofern interessant, als Hoscher kein Jurist ist. Das habe der Casag-Mann den Leuten von SMS "enthüllt", schreiben die Autoren. Wikipedia weiß schon länger, dass Hoscher Volkswirtschaft studiert hat. Wie auch immer: Ausschlaggebend für Hoschers vorzeitige Verabschiedung sei dessen "Performance" gewesen – wobei es schon "sein mag, dass auch politische Beweggründe" eine Rolle spielten. Mit der Kür Sidlos habe die Trennung vom alten Vorstand jedenfalls nichts zu tun gehabt, zumal der "erst später ins Blickfeld des Aufsichtsrats trat".

Dass Sidlo mit "massiver politischer FPÖ-Unterstützung in das Vorstandsamt gelangte" und es Interventionen gab, räumen die Prüfer schon ein. Parteizugehörigkeit und -protektion seien aber nicht mit "Unfähigkeit" gleichzusetzen. Und: "Der Aufsichtsrat durfte Sidlo für ausreichend qualifiziert halten." Der Personalberater hatte da so seine Zweifel.

Die Casag-Eigner tagen am 12. Februar. Novomatic will ja ihre 17 Prozent an die Sazka Group verkaufen. Bei der Hauptversammlung geht es um die Vorkaufsrechte, die jeder Casag-Aktionär hat. (Renate Graber, 4.2.2020)