Das Wiener Künstlerhaus wird von Hans Peter Haselsteiner um bis zu 40 Millionen Euro saniert. Fünf Millionen hätten das Brut beziehungsweise dessen Fördergeber, die Stadt Wien, zu stemmen gehabt.

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Wien – Am Wochenende soll das von Investor Hans Peter Haselsteiner generalsanierte Wiener Künstlerhaus, in dem ein Standort der Albertina entsteht, erstmals Medien vorgestellt werden. Im November des Vorjahres wurde bekannt, dass das Brut-Theater, wichtige Spielstätte für die freie Szene, ausziehen wird müssen, da es die hohen Sanierungskosten nicht stemmen kann. Das vakante Areal im früheren TBA21 im Augarten gilt als favorisiertes Ausweichziel.

Eine Künstlerinitiative "Wiener Perspektiven", die sich zuletzt mit einer Pressekonferenz Gehör verschaffte, will gegen den drohenden Auszug ankämpfen. Dienstagfrüh machte die Initiative bekannt, dass man den sogenannten französischen Saal, in dem das Theater untergebracht war, besetzt habe. Dazu teilte die Initiative im Netz ein Foto.

Bei der für die Renovierung zuständigen Haselsteiner-Privatstiftung weiß man davon allerdings nichts. "Auf unserer Baustelle findet sich kein baustellenfernes Personal", hieß dort auf APA-Nachfrage.

Die Initiative erklärte sich indes in einer Aussendung: "Dieser aktivistisch-künstlerische Akt ist eine Reaktion auf die Untätigkeit und Unentschlossenheit der Kulturpolitik, sich für den Erhalt dieses einzigartigen, multifunktionalen und interdisziplinären Hauses für experimentelle darstellende Kunst mitten im Zentrum der Stadt einzusetzen."

Aufforderung zum Dialog

Um der Dringlichkeit eines selbstverwalteten "Neuen Hauses der performativen Künste" Ausdruck zu verleihen, halte man "den Raum nun besetzt, bis dessen Erhalt für die freie Szene rechtlich und finanziell gesichert ist. Wir wollen das Theater im Künstlerhaus so bald wie möglich wiedereröffnen und bespielen!"

Die Kunstschaffenden fordern Bauherr Haselsteiner, die Vertreter der Künstlerhaus Besitz und Betriebs GmbH, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) "eindringlich auf, mit uns in den Dialog zu treten, um gemeinsam eine Lösung für die Zukunft des Theaters im Künstlerhaus zu finden".

Tatsächlich laufen Gespräche auf politischer Ebene seit Monaten. Kaup-Hasler beteuerte mehrfach, dass man an einer Lösung arbeite, auch Haselsteiner stellte dem Brut finanzielle Unterstützung für ein neues Quartier in Aussicht. Die Entscheidung um das Areal Augarten wird allerdings im Bund getroffen. Wegen der Regierungskrise habe sich das aber in die Länge gezogen, hieß es.

Schröder diskussionsbereit

Am Dienstag bekundete Kaup-Hasler (SPÖ), sich auch weiterhin für diesen Theaterbereich einzusetzen, zumal sie die Not der Protagonisten verstehe. Zugleich sei die Stadt im Falle des Brut nur Subventionsgeber und habe deshalb keine Handlungskompetenz. Wichtig sei jedoch, nicht zu sehr rückwärtsgewandt zu agieren und alle vernünftigen Optionen durchzudenken und zu prüfen, appellierte die Kulturpolitikerin. Dazu gehöre eben auch das Augarten-Atelier. Zugleich prüfe die Stadt Wien selbst auch eine stadtinterne Lösung, bei der man nicht von externen Partnern wie dem Bund und der Burghauptmannschaft abhängig sei.

Auch Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder hielt gegenüber der APA fest, dass er als Mieter des Hauses hier keine Entscheidungsbefugnis innehabe, klar sei aber: "Ich würde nie etwas gegen Künstler unternehmen. Künstlern, die ein Haus besetzen, sollte man nicht mit der Polizei, sondern mit Diskussionsbereitschaft begegnen."

Zugleich sei seine eigene Position weiterhin eindeutig: "Das Künstlerhaus ist ein Haus der Bildenden Kunst." Das Gebäude sei nie als Theater konzipiert gewesen. Erst in den 1970ern habe man aus der finanziellen Not heraus den Französischen Saal zum Theater umfunktioniert – was heutigen Sicherheitsauflagen überhaupt nicht mehr entspreche. "Ich habe daher eine klare Position – und das ist die der Denkmalpflege", unterstrich Schröder: "Die jetzige Situation bietet die einmalige Chance, die Zerstörung früherer Jahrzehnte wieder rückgängig zu machen und das brutale Loch wieder zu schließen, das man als Eingang in den Trakt geschlagen hat." Vielleicht könne man auch den damals entfernten Brunnen rekonstruieren. (stew, APA, 4.2.2020)