"Through the Darkest of Times"
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In Videospielen gegen Nazis kämpfen – das ist nichts Neues. Was Through the Darkest of Times bietet, allerdings schon: Man ist kein waffenstarrender Kriegsheld, sondern ein ganz normaler Bürger im Berlin der Dreißigerjahre. Als Anführer einer kleinen Widerstandszelle wird man Zeuge einer schwindelerregenden Abwärtsspirale, die im Jänner 1933 mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler beginnt.

Diese "dunkelsten Zeiten" nicht nur der deutschen Geschichte sollen bis zum Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes andauern, und ebenso lange dauert der geheime und lebensgefährliche Widerstandskampf – im besten Fall, denn Möglichkeiten, schon zuvor zum Opfer der faschistischen Staatsmacht zu werden, gibt es genug.

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Strategischer Widerstand

Through the Darkest of Times ist ein Strategiespiel, in dem rundenweise jede Woche Entscheidungen über die Aktionen der maximal fünfköpfigen Widerstandsgruppe getroffen werden müssen. Das Anwerben von Unterstützern oder Geldsammeln gehören zu den Notwendigkeiten, das Drucken von Flugblättern, die Organisation von Demonstrationen bis hin zu immer gewaltsameren Formen des direkten Widerstands gegen das Regime kommen im Lauf der Monate und Jahre hinzu.

Ausrüstung und individuelle Stärken der Zellenmitglieder entscheiden über Erfolg oder Misserfolg der Einsätze; wird ein Kamerad vom Regime gefangen, kann das von Schlägen über Gefängnis bis hin zum Tod im KZ drastische Folgen haben. Vier Kapitel umfasst der zwölf Jahre lange Kampf im Untergrund, bis zur Kapitulation Nazideutschlands; werden alle Mitglieder verhaftet oder getötet oder fällt die Moral der Zelle unter null, ist der Kampf vorbei. Der Balanceakt zwischen Vorsicht und Ressourcenverwaltung zeigt statt Revolutionsromantik eine bedrückende Atmosphäre von Ohnmacht, Zorn und Mut der Verzweiflung.

Interaktive Geschichtsstunde

Woche für Woche berichten Zeitungsausschnitte, aber auch kurze narrative Szenen von realen historischen Ereignissen jener Jahre: Schikanen vormals freundlicher Nachbarn gegen jüdische oder sonstwie unliebsame Mitbürger, Polizeiwillkür, Gewalt und zunehmende Verrohung des Alltags im Dritten Reich. Through the Darkest of Times vermittelt sowohl durch seine Spielmechaniken als auch durch unzählige Details ein beispiellos dichtes Bild einer dunklen Epoche. Auch deshalb, weil es wegen einer längst überfälligen Anpassung deutscher Gesetze als eines der ersten Videospiele verfassungsrechtlich verbotene Symbole wie etwa das Hakenkreuz zur Illustration verwenden darf.

Grafisch und akustisch nähert man sich seinem Thema mit großer Stilsicherheit, zitiert Otto Dix' oder Käthe Kollwitz' "entartete" Kunst ebenso wie die den Nazis verhasste Swingmusik der "dekadenten" 1920er-Jahre. Die Entwickler haben die Erkenntnisse ihrer umfassenden Recherche mit Historikern und Zeitzeugen in zahllosen Details ins Spiel einfließen lassen und bieten so eine nicht belehrende, sondern stets spannende und bedrückende interaktive Geschichtsstunde.

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Fazit

Kann man, darf man ein heikles Thema wie dieses in Spielmechaniken übersetzen und so, überspitzt gesagt, den historischen antifaschistischen Widerstand zur spielerischen Herausforderung machen? Wenn es so gut und überlegt gemacht ist wie hier, lautet die Antwort schlicht: Ja. Vor allem, weil dank differenzierter Darstellung und narrativer Ebene dem historischen Material mit großem Respekt begegnet wird.

Through the Darkest of Times ist ein wichtiges Spiel, das neben vielem anderen vor allem eines ins Gedächtnis ruft: wie schnell der Abstieg in die Barbarei vonstattengeht – und wie wichtig, aber auch wie schwer schon der kleinste Widerstand dagegen ist. (Rainer Sigl, 5.2.2020)