Im Krankenhaus Nord hängen keine Kreuze an den Wänden (Symbolfoto).

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Wien – Das Kruzifix polarisiert wieder einmal. Im aktuellen Fall, weil der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) beschlossen hat, in den Patientenzimmern des Krankenhauses Nord keine Kreuze aufzuhängen. Grund dafür sei, "dass sonst nur ein religiöses Symbol in den Zimmern ist – und das auch andere Konfessionen diskriminieren könnte", sagte Pflegedirektor Jochen Haidvogel zu ORF-"Wien heute". Die FPÖ Wien spricht von einem "Kreuzverbot" und die ÖVP von einem "geistes- und kulturgeschichtlichen Symbol Europas", gegen das man sich nicht einfach so entscheiden dürfe.

In anderen Spitälern stellt es der KAV der Leitung frei, ob Kreuze aufgehängt werden oder nicht. Im größten Spital Österreichs beispielsweise, dem AKH, hängen "schlichte, einfach gehaltene Kreuze", sagt Sprecherin Karin Fehringer. Beschwerden habe es deswegen bisher keine gegeben. Auch in dem vom Land Niederösterreich betriebenen Krankenhaus St. Pölten oder in den Wiener Ordensspitälern hängen Kreuze in den Zimmern.

Kapelle und Gebetsraum

Die Entscheidung, im KH Nord keine Kreuze aufzuhängen, sei bereits während der Planungsphase des neuen Spitals getroffen worden, sagt Haidvogel. Bisher gebe es keine Patienten, die religiöse Symbole vermisst hätten. Neben einer christlichen Kapelle gibt es im KH Nord auch eine Moschee und einen jüdischen Gebetsraum.

Während die Erzdiözese ihr "Bedauern" über die Entscheidung ausdrückte, kam vor allem von FPÖ und ÖVP scharfe Kritik. "SPÖ-Bürgermeister Ludwig unterwirft sich damit endgültig dem Islam", schreibt FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp in einer Aussendung. "Muslime, die hier kein Kreuz im Krankenhaus haben wollen, sollen sich in einem islamischen Land behandeln lassen."

Der nicht amtsführende ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch bezeichnete die Entscheidung als "unverständlich" und kritisiert, dass die Stadt Wien die Entscheidung einfach "ohne breitere Reflexion" getroffen habe. ÖVP-Integrationssprecherin Caroline Hungerländer sagte, dass es ein Faktum sei, "dass Österreich im Zeichen des christlich-jüdischen Erbes steht" und das Kreuz, neben seiner religiösen Bedeutung, auch trostspendend für viele Patienten sei.

Im Büro von Bürgermeister Michael Ludwig kann man die Aufregung nicht nachvollziehen. Es sei "mehr als verwunderlich", dass die jetzige Aufregung genau von jenen Parteien komme, die am Sonntag Geschäfte aufsperren wollten oder den Karfreitag abgeschafft hätten, hieß es in einer Stellungnahme. In Wien sei die Religionsfreiheit gewährleistet, so das Bürgermeister-Büro. (jop, 4.2.2020)