Im Sommer 2018 sorgte das Pocophone F1 für Furore, lieferte das Smartphone der Xiaomi-Marke doch Spitzenhardware zum kleinen Preis. Der Sommer 2019 verstrich allerdings, ohne einen von vielen erwarteten Nachfolger zu bringen.

Nach langer Funkstille, Gerüchten und vagen Andeutungen auf Twitter ist es nun schnell gegangen. Pocophone, nunmehr eine eigenständige Firma, hat ein neues Handy vorgestellt – das Poco X2. Erste Medien konnten das Gerät bereits testen. Dies sind die Eindrücke, die Android Central und Android Authority gesammelt haben.

Foto: Pocophone

Sieht aus wie das Redmi K30

Betrachtet man das Poco X2, dürfte so manchem Kenner etwas auffallen: Es sieht nämlich aus wie das K30 von Redmi, das ebenfalls eine ehemalige Xiaomi-Marke ist, die nunmehr eigenständig operiert. Ohne das Poco-Logo wären die beiden Handys äußerlich nicht unterscheidbar. Das, so sagt Pocophone, liege daran, dass beide Firmen in Sachen Design zusammenarbeiten.

Spezifikationen

Bei der Hardwareausstattung wird klar, dass das X2 nicht ganz auf den Spuren des ersten Pocophone wandelt. Kam das F1 mit dem Snapdragon 845, dem damaligen Chip-Flaggschiff von Qualcomm, ist man diesmal eine Liga darunter unterwegs. Verbaut ist der Snapdragon 730G. Dieser kann, je nach Modell, auf sechs oder acht GB RAM zugreifen. Den Onboardspeicher gibt es in den Größenvarianten 64, 128 und 256 GB.

Upcoming Phone

In Sachen Display bleibt man den LCD-Panels treu, liefert allerdings eines, das bis zu 120 Bilder pro Sekunde darstellen kann. Es bietet eine Auflösung von 2.400 x 1.080 Pixel (Format 20:9) bei einer Diagonale von 6,7 Zoll. Für Fotos und Videos gibt es eine Triple-Camera. Das Weitwinkelmodul operiert mit stolzen 64 Megapixeln, der Ultraweitsensor bringt es auf acht. Dazu kommen eine eigene Makrokamera mit zwei Megapixel und ein Tiefensensor, der ebenfalls eine Auflösung von zwei Megapixel nutzt. Die Frontkamera setzt auf eine 20-MP-Kamera, ebenfalls unterstützt von einem 2-MP-Tiefensensor.

Das Handy unterstützt zwei Nano-SIM-Karten, wobei sich einer der Steckplätze alternativ für eine Speichererweiterung mittels Micro-SD-Karte nutzen lässt. Konnektivitätsseitig ist fast alles an Bord. Es gibt Bluetooth 5.0, ac-WLAN und ein Infrarot-Modul, allerdings kein NDC-Modul. Der Fingerabdruckscanner für flotte Entsperrung ist seitlich angebracht. Auch ein Klinkenstecker für konventionelle Kopfhörer ist verbaut. Der Akku kommt auf eine Kapazität von 4.500 mAh. Er kann mit einer Leistung von bis zu 27 Watt binnen 68 Minuten über den USB-C-Anschluss (USB 2.0) vollständig aufgeladen werden.

Kinderkrankheiten

Laut den Testern macht das Poco X2 grundsätzlich einen wertigen Eindruck. Die verglaste Rückseite ist zwar nicht sehr anfällig für Fingerabdrücke, allerdings sollte man das Handy gut festhalten oder in eine Hülle stecken, da es tendenziell leicht aus der Hand gleitet. Der Fingerabdruckscanner ist gut erreichbar platziert und arbeitet flott und zuverlässig. Das Handy ist mit einer wasserabweisenden Beschichtung behandelt worden und soll daher resistent gegen Spritzwasser sein. Ein offizielles IP-Rating gibt es jedoch nicht.

Foto: Pocophone

Das Display an sich gefällt den Testern, allerdings mangelt es offenbar noch an der Softwareoptimierung. Mitunter kommt es zu kurzen Hängern, wenn man etwa durch Menüs scrollt, wahrscheinlich immer dann, wenn der Bildschirm gerade zwischen 60, 90 und 120 Hz umschaltet. Verglichen etwa mit einem Oneplus 7T und dessen 90-Hz-Display sei die Benutzererfahrung wesentlich weniger "sanft".

Als Betriebssystem kommt Xiaomis aktuelles MIUI 11 auf Basis von Android 10 zum Einsatz. Allerdings nutzt man einen eigenen Poco-Launcher, der deutlich aufgeräumter ist als die Standardoberfläche von MIUI und bringt einen Appdrawer mit. Zudem bleibt Nutzern auch ins System eingebettete Werbung erspart. Eine Macke des Poco F1 merzt man zudem aus. Das neue Pocophone kommt ab Werk mit Widevine L1, sodass man Videos auf Netflix oder Amazon Prime auch in HD schauen kann. Aber auch manche alten Probleme sind wieder da. Bei manchen Apps muss man automatischen Start aktivieren, da andernfalls die Anzeige von Pushnotifications nicht oder nur eingeschränkt klappt.

Gute Performance, ordentliche Kamera

Der Snapdragon 730G mag zwar nicht den Performancelevel des aktuellen Snapdragon 865 erreichen. Außer bei enorm anspruchsvollen Spielen sollte der Unterschied im Alltag nicht bemerkbar sein. Das Poco X2 nutzt ein einfaches Liquid-Cooling-System, das gute Arbeit leistet, wenn es darum geht, einen hohen Prozessortakt während des Spielens aufrechtzuerhalten.

In Sachen Kamera liefert das Handy solide, aber nicht überwältigende Ergebnisse. Bei Tageslicht erhält man gute bis sehr gute Ergebnisse mit ordentlicher dynamischer Breite, realistischer Farbe und guten Kontrasten bei relativ hohem Detailgrad. Schwierigkeiten hat die Kamera manchmal bei Gegenlicht. Auch Porträtfotos gelingen meist, wenngleich es, wie bei so vielen Handys, bei Haaren gelegentlich Probleme bei der Unterscheidung von Vor- und Hintergrund hat.

Sobald die Lichtbedingungen allerdings schlechter werden, wird es deutlich schwieriger, schöne Bilder zu machen. Klar erkenntlich wird ein erheblicher Verlust von Details. Und auch die Bildschärfe leidet, wenn man keine sehr ruhige Hand hat, da es keine optische Bildstabilisierung hat. Videos können maximal in 4K-Auflösung (bis zu 30 FPS) aufgenommen werden. Hier sehen Aufnahmen ordentlich aus, allerdings neigt das Handy zu wärmeren Farbtönen.

Der Launchevent zum Poco X2.
POCO India

Starker Akku

Überzeugend ist auf jeden Fall die Akkuleistung. Selbst wenn man den Bildschirm so einstellt, dass er permanent mit 120 Hz läuft, kommt man mit einer vollen Aufladung bei regelmäßiger Verwendung gut über den Tag. Setzt man die Darstellung auf 60 Hz, lässt sich noch deutlich mehr Laufzeit herausholen.

Zudem lässt sich der Akku mit dem mitgelieferten Ladegerät binnen 30 Minuten auf 50 Prozent bringen, und auch das Versprechen, ihn in etwas mehr als einer Stunde vollständig laden zu können, wird eingehalten.

Fazit: Ein Mittelklasse-Flaggschiff

In Summe ist das Handy laut den Rezensionen ein sehr gutes Handy der oberen Mittelklasse. In Indien geht es ab 11. Februar in den Verkauf und wird dort, je nach Modell, 16.000 Rupien (6 + 64 GB), 17.000 Rupien (6 + 128 GB) und 20.000 Rupien (8 + 256 GB) kosten. Umgerechnet sind das aktuell rund 203, 216 und 254 Euro.

Ob und wann das Handy auch in Europa aufschlägt, ist noch nicht bekannt. Ein Start gilt aber als wahrscheinlich, wenngleich das Handy hierzulande wohl etwas teurer sein wird. (gpi, 4.2.2020)