Kanzler Sebastian Kurz schaute beim Frühstücksfernsehen von Sat.1 vorbei.

Foto: Screenshot/Sat1

Für Interessierte, auf mediale Eindrücke Fixierte ist die Verfassung einer Partei leicht zu beurteilen. Beispiel FPÖ: In der ZiB 2 berichtet Armin Wolf, dass Herbert Kickl wieder nicht vorbeikam, um (aktuell über den Historikerbericht, dem die Wissenschaft Themenverfehlung vorwirft) zu diskutieren. Es sei Kickls 40. Absage gewesen. Vielleicht ein Rekord, mit Sicherheit aber ein Zeichen, dass es schon mal besser lief. Anders Politiker, deren Gesinnungsgemeinschaft einen Lauf hat. Sebastian Kurz fand anlässlich seines Besuchs bei Frau Merkel jedenfalls auch Zeit, das Sat1-Frühstücksfernsehen zu beehren.

Kein Grund offenbar, sich medial zu verstecken, und besonders interessant die virtuos zelebrierte Normalität. Moderatorenversuche, das Geheimnis des Kanzlererfolgs zu ergründen, verdunsteten jedenfalls angesichts des Selbstverständlichen. Eigentlich sei sein Job nicht anstrengend; es sei "eine Freude, für Österreich arbeiten zu dürfen – auch auf europäischer Ebene". Klar sei alles "zeitlich aufwendig", aber eben auch eine Freude. Entspannungstechniken? Mit Freunden etwas trinken gehen, Sport und Familie. Zum Kochen bliebe hingegen wenig Zeit. Allerdings hält sich Kurz diesbezüglich nicht für talentiert.

Wer kennt das nicht! Hier saß einer wie du und ich, nur als konservativ wollte er nicht gelten. "Ich bin christlich-sozial geprägt, ich bin sehr liberal geprägt, also ich glaube, ich bin alles andere als konservativ." Die Moderatoren wirkten beeindruckt. Nur Studiohündchen Lotte blieb liegen und würdigte den Kanzler keines Blicks. (Ljubiša Tošic, 4.2.2020)