In der syrischen Provinz Idlib wird weiter gekämpft. Die Konfrontation zwischen der Türkei und syrischen Truppen – und damit auch Russland – spitzt sich dramatisch zu.

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Ankara – Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan hat in der sich abzeichnenden neuen Krise in der syrischen Provinz Idlib erneut harte Worte gewählt. Er sagte am Mittwoch, sollten sich syrische Truppen im Zuge ihrer Offensive auf Rebellenstellungen in Idlib nicht wieder zurückziehen, werde die Türkei diese aus dem Gebiet vertreiben. "Wir geben den syrischen Regimetruppen Zeit bis Freitag, um sich aus dem Gebiet um die Kontrollposten zurückzuziehen", sagte er wörtlich. Insgesamt setzte er den syrischen Armee eine Deadline bis Ende des Monats, um sich aus der ganze Region zurückzuziehen.

Sollte er seine Drohung wahrmachen, würde das neue Kämpfe zwischen syrischen Regierungstruppen – die mit dem russischen Militär zusammenarbeiten – und von der Türkei geführten Truppen bedeuten. Derartige Zusammenstöße waren bisher vor allem durch die Vermittlung Russlands vermieden worden, das zwar Präsident Bashar al-Assad militärisch unterstützt, aber auch mit Erdoğan gute Beziehungen unterhält.

Gefährliche Eskalation

Montagfrüh hatte es die ersten Toten einer direkten Konfrontation zwischen den beiden Gruppen gegeben. Erdoğan hatte mit einer Gegenoffensive auf die Tötung von sechs türkischen Soldaten bei einem Angriff der syrischen Regierungstruppen in Idlib reagiert. Bis zu 35 syrische Soldaten seien getötet worden, sagte er damals – Damakus widersprach allerdings den Angaben. Weil aber auch der Kreml die türkische Aktion kritisierte, wachsen nun wieder die Spannungen zwischen Ankara und Moskau.

Die türkische Armee verfügt über zwölf Beobachtungsposten in Idlib. Diese waren auf der Grundlage eines im September 2018 geschlossenen Abkommens zwischen Russland, dem wichtigsten Verbündeten Assads, und der Türkei aufgebaut worden. Erdoğan sagte, syrische Soldaten, die sich den türkischen Beobachterposten näherten, "würden als feindlich eingestuft werden". Die Türkei, eigentlich ein Verbündeter Russlands, unterstützt die Gegner des syrischen Präsidenten – darunter auch zahlreiche Gruppen aus dem radikal-islamistischen Spektrum. Dazu setzt Ankara sowohl eigene Soldaten als auch Söldnertruppen ein.

Die Angriffe treiben Hunderttausende Menschen in die Flucht, und die Türkei fürchtet einen weiteren Zustrom von Flüchtlingen aus dem Nachbarland im Süden. Der UN-Sicherheitsrat kommt am Donnerstag zu einer Sondersitzung wegen der jüngsten Gefechte zwischen der türkischen und der syrischen Armee im Nordwesten Syriens zusammen. (red, Reuters, APA, 5.2.2020)