Die Ökosysteme unseres Planeten verändern sich, vor allem auch durch Aktivitäten des Menschen. Aufgrund des starken Rückgangs von Tier- und Pflanzenarten sprechen manche Wissenschafter bereits von einem sechsten Massenaussterben. Um diesem entgegenzuwirken, gibt es weltweite Anstrengungen, die Arten zu erhalten.

Pandababy Pit wird im Zoologischen Garten Berlin mit der Flasche gefüttert.
Foto: EPA/Frederic Schweizer

Auch Zoos sind häufig an Artenschutzmaßnahmen beteiligt. Dazu gehören Erhaltungszuchtprogramme, Forschungsarbeiten und Artenschutzprogramme im Freiland. Letztere zielen darauf ab, die Lebensräume und damit die Tiere in freier Wildbahn zu schützen. Der Wiener Tiergarten Schönbrunn beispielsweise unterstützt derzeit 13 Freilandprojekte weltweit. Eine aktuelle Studie vom Trinity College in Dublin untersuchte, welche Faktoren die Beteiligung an solchen Projekten beeinflussen.

Besucherzahlen haben stärksten Einfluss

Die Forscher, die ihre Ergebnisse im Wissenschaftsjournal "Nature Communications" veröffentlichten, konnten zeigen, dass ein starker Zusammenhang zwischen den Besucherzahlen und der Anzahl an geförderten Artenschutzprojekten besteht. Sie stützten ihre Beobachtung auf einen Datensatz von 119 Zoos, für die die entsprechenden Informationen vorlagen. Der Einfluss ist größer als andere Faktoren, etwa die Größe des Zoos oder wie viele gefährdete Arten gezeigt werden. Geld allein sei nicht entscheidend, denn auch sozioökonomische Faktoren wie das Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Landes scheinen nur eine geringe Bedeutung zu haben.

Weiters untersuchten die Forscher, wie Zoos hohe Besucherzahlen erreichen können. Hierfür stand sogar ein Datensatz von 458 Zoos weltweit zur Verfügung. Durch den Vergleich wurden die Nähe zu bevölkerungsreichen Gebieten und eine hohe Anzahl an Tieren als stärkste Faktoren erkannt. Ein wichtiges Kriterium sei hierbei aber die Zusammenstellung der Arten. Zum einen sei es gut, viele Säugetiere und große Arten wie Tiger, Elefanten oder Bären anbieten zu können. Diese zeigen sich bei Befragungen oft als Publikumslieblinge und werden daher von Zoos gerne präsentiert. Zum anderen sorgt der hohe Platzbedarf großer Tiere aber dafür, dass insgesamt weniger Tiere beherbergt werden können.

Eisbärin Nora mit ihrem Nachwuchs in der Wurfhöhle im Tiergarten Schönbrunn. Eisbären sind Publikumslieblinge im Zoo.
Foto: APA/Tiergarten Schönbrunn

Besonderheiten als Publikumsmagnet

Als alternative Strategie empfehlen die Studienautoren daher eine Spezialisierung auf eine Auswahl von Tierarten, die einzigartig ist und sich von anderen Zoos abgrenzt. Kleinere Arten ermöglichen den Zoos dann auch, insgesamt mehr Tiere zu halten. Auch das würde sich positiv auf die Besucherzahlen auswirken, was Geld in Artenschutzprojekte fließen lassen würde. Auch in Österreich gibt es neben den großen Zoos und Aquarien zahlreiche spezialisierte Tierparks wie Greifvogelstationen, Wildparks und Streichelzoos.

Weltweit erhalten Zoos laut Schätzungen der World Association of Zoos and Aquariums (WAZA) 700 Millionen Besuche im Jahr. Gemeinsam werden über 300 Millionen Euro in Artenschutzprojekte investiert. Damit sind Zoos die drittgrößten Spender für den Naturschutz.

Auch Haltungsbedingungen können von Bedeutung sein

Die Wissenschafter nehmen auch Bezug auf die Tierwohl-Frage. Ethische Aspekte könnten im Konflikt mit der Maximierung der Besucherzahlen stehen und sollten nicht vernachlässigt werden. Tierschützer beklagen, dass Zoos heute nicht mehr zeitgemäß sind, da eine artgerechte Haltung nicht möglich sei. Den Tieren fehle in den zu kleinen Gehegen der Rückzugsraum und Platz zum Klettern oder Fliegen.

Doch die meisten Zoos arbeiten an Verbesserungen der Haltungsbedingungen. Das ist auch notwendig, denn Skandale könnten sich negativ auf die Besucherzahlen auswirken. Augenscheinlich kranke oder verhaltensgestörte Tiere schrecken vom Zoobesuch ab. Und gerade gut besuchte Zoos haben offenbar eine große Bedeutung für den Artenschutz in freier Wildbahn, wie die vorliegende Studie zeigt. (Friederike Schlumm, 8.2.2020)

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Die zwei letzten Nördlichen Breitmaulnashörner Najin und Fatu in ihrem Reservat in Kenia. Beides sind Weibchen, die Art steht vor dem Aussterben.
Foto: AP/Ben Curtis