Den Verkehr kann die Ampel in Mumbai auch nicht einschränken – aber sie kann ihn zumindest leiser machen.

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Mumbai – Wer mehr hupt, muss länger warten. Die Polizei in der indischen Metropole Mumbai hat im Kampf gegen die Lärmbelästigung ein ungewöhnliches Konzept entwickelt. Sie installierte, wie vergangene Woche bekannt wurde, nun ein Ampelsystem, das jene bestraft, die besonders laut und enthusiastisch hupen. Konkret setzt sich der Timer der Ampel wieder zurück, wenn ein Lärmwert von 85 Dezibel überschritten wird. Das ist jener – relativ niedrige – Wert, der etwa bei lautem Saxophonspiel erreicht wird.

Wie lange die Anlage installiert bleiben wird, ist noch unbekannt – eigentlich war kein langfristiger Einsatz geplant. Und insgesamt dürfte es der Polizei eher um die Aufmerksamkeit und den erzieherischen Wert gegangen sein. Auch vor diesem Hintergrund postete sie Ende Jänner ein Video im Internet, das im ganzen Hup-geplagten Land für Aufmerksamkeit sorgte.

Darin tritt nach einer Einführung mit Hupkonzert-Kakophonie ein Beamter auf, der durch verschränkte Arme andeutet: So kann es nicht weitergehen. Die Ampel, die in der Folge vorgestellt wird, zeigt den wartenden Autofahrerinnen und Autofahrern eine Dezibel-Zahl und einen Timer an. Darauf ist auch zu sehen: Wird der Wert von 85 überschritten, setzt sich die Zeit wieder auf 90 Sekunden zurück – begleitet vom Slogan "Hupen Sie mehr, warten Sie mehr".

Politische Kommentare befassen sich nun ernsthaft mit der eigentlich als Werbung gedachten Idee. "Es wäre ein Fehler, das nur als PR-Kampagne zu sehen, es handelt sich um eine äußerst einfache, sinnvolle Idee", erfreut sich etwa das Onlineportal des "New Indian Express".

"Alle ärgern sich darüber, aber niemand tut etwas dagegen", zitiert der "Guardian" einen Sprecher der Polizei. "Wir wollen damit ein stressfreieres Pendeln in Mumbai ermöglichen." Die Aktion, die eigentlich als PR-Gag gedacht war, hat in Indien nun auch Aufmerksamkeit in anderen Städten auf sich gezogen. Auch dort wird, wie Medien berichten, nun ernsthaft über die Einführung eines solchen System debattiert. So teilte etwa die Polizei der Metropole Bangalore mit, man plane ernsthaft, "ein ähnliches System zu implementieren". (mesc, 5.2.2020)