Für uns ist es ein schön anzuschauendes Tohuwabohu, das die beiden Sterne da ausgelöst haben. Im Inneren des Phänomens freilich toben infernalische Kräfte.
Foto: ALMA (ESO/NAOJ/NRAO), Olofsson et al. Acknowledgement: Robert Cumming

Wenn unsere Sonne in voraussichtlich fünf bis sieben Milliarden Jahren den Wasserstoff in ihrem Kern verbraucht hat, wird sie sich in einen Roten Riesen verwandeln, der über die heutige Bahn der Venus hinausragt. Etwa 2.400 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild des Zentauren gibt es einen Stern, der einmal unserer Sonne ähnelte und dieses unvermeidliche Stadium schon früher erreicht hat. Anders als die Sonne hat er aber auch einen Begleiter – und der hat alles gehörig durcheinandergebracht, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet.

Ungleiche Partner

"Das Sternsystem HD101584 ist insofern etwas Besonderes, als dieser 'Sterbeprozess' vorzeitig und dramatisch beendet wurde. Ein nahegelegener massearmer Begleitstern wurde von dem Riesen verschluckt", sagt Hans Olofsson von der Chalmers University of Technology in Schweden. Dank neuer Beobachtungen mit dem Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA), ergänzt durch Daten des Atacama Pathfinder EXperiment (APEX), wissen Olofsson und sein Team nun, dass das, was im Doppelsternsystem HD101584 geschah, einem Kampf glich.

Als sich der Hauptstern zu einem Roten Riesen aufblähte, wurde er groß genug, um seinen masseärmeren Partner zu verschlucken. Als Reaktion darauf schraubte sich der kleinere Stern in Richtung des Kernes des Riesen – kollidierte aber nicht mit ihm. Vielmehr verursachte dieses Manöver einen Ausbruch des größeren Sterns, bei dem seine Gasschichten dramatisch zerstreut und sein Kern freigelegt wurden.

Entfesselte Kräfte

Das Ergebnis, das im Fachmagazin "Astronomy & Astrophysics" vorgestellt wurde, zeigen die ALMA-Beobachtungen als spektakuläre Gaswolke. Laut den Forschern ist die komplexe Struktur des Gases im Nebel HD101584 auf die Spiralbewegung des kleineren Sterns in Richtung des Roten Riesen sowie auf die Gasjets, die sich bei diesem Vorgang gebildet haben, zurückzuführen. Diese Jets schossen durch das zuvor ausgestoßene Material und bildeten die Gasringe und die hellen bläulichen und rötlichen Flecken, die man im Nebel sieht.

Die derzeitigen Teleskope ermöglichen es den Astronomen nur, das Gas um den Doppelstern zu untersuchen. Die beiden Sterne im Zentrum des komplexen Nebels hingegen sind zu nahe beieinander und zu weit von uns entfernt, um aufgelöst werden zu können. Das Extremely Large Telescope der ESO, das in der chilenischen Atacama-Wüste gebaut wird, wird dies aber nachholen, sagt Olofsson.

"Gegenwärtig können wir die Sterbeprozesse beschreiben, die vielen sonnenähnlichen Sternen gemeinsam sind, aber wir können nicht erklären, warum oder wie sie genau ablaufen. HD101584 gibt uns wichtige Hinweise zur Lösung dieses Rätsels, da es sich derzeit in einer kurzen Übergangsphase zwischen besser untersuchten Evolutionsstufen befindet. Mit detaillierten Bildern der Umgebung von HD101584 können wir die Verbindung zwischen dem Riesenstern, der er vorher war, und dem stellaren Überrest, zu dem er bald werden wird, herstellen", sagt Koautorin Sofia Ramstedt von der Universität Uppsala. (red, 5. 2. 2020)