Kleinkinder sollten sich mindestens drei Stunden täglich bewegen, höchstens eine Stunde im Kinderwagen oder auf Stühlen sitzen und möglichst wenig Zeit vor Bildschirmen verbringen – das empfiehlt die WHO. Für ältere Kinder und Jugendliche gilt: Täglich mindestens 60 Minuten mit zumindest mittlerer Intensität körperlich aktiv sein und an mindestens drei Tagen pro Woche muskelkräftigende und knochenstärkende Bewegungen machen.
Leider sieht die Realität oft anders aus und so leiden Kinder aller Altersstufen – auch in Österreich – unter Bewegungsmangel. Die Folge sind gesundheitliche Probleme wie Übergewicht und Bluthochdruck.
Eine Lösung für die Misere könnte eine Programmänderung im Sportunterricht sein, das schlägt nun ein deutsches Forschungsteam vor. Hochintensives Intervalltraining (HIIT) im regulären Turnunterricht könnte innerhalb kürzester Zeit zu gesundheitlichen Verbesserungen bei Kindern führen.
Kurz und intensiv
Bei HIIT wechseln sich kurze Phasen intensiver körperlicher Belastung mit Erholungsphasen ab. "Je höher die Intensität ist, desto größer scheinen die Anpassungseffekte auch bei Kindern zu sein", sagt Sascha Ketelhut vom Institut für Sportwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Es komme also weniger darauf an, sich sehr lange zu bewegen, sondern sich in kurzer Zeit möglichst intensiv zu bewegen.
"Interessanterweise entspricht genau diese intermittierende Belastungsform dem natürlichen Bewegungsverhalten von Kindern", so Ketelhut. Kinder gehen nicht unbedingt längere Strecken Joggen. Vielmehr wechseln sich intensive Belastungsphasen und kurze Erholungsphasen ständig ab, wie beispielsweise bei Lauf- und Fangspielen.
Die Effekte von HIIT sind bei Erwachsenen gut untersucht, bei Kindern gibt es hierzu allerdings erst wenige wissenschaftliche Erkenntnisse außerhalb des Leistungssports. Ein Forschungsteam um Ketelhut integrierte die Methode daher in den regulären Sportunterricht von Drittklässlern. Die ersten 20 Minuten machten die Kinder statt des üblichen Schulsports bewegungsintensive Spiele wie Staffelläufe mit kurzen Sprints oder kurze Zirkeleinheiten, die immer wieder von kurzen Erholungszeiten unterbrochen wurden.
Ausdauer und Blutdruck
"Wir haben dabei immer versucht, intensive Bewegungsformen auszuwählen, die aber zugleich Spaß machen", sagt Ketelhut. Die Trainingseinheiten wurden mit Musik und Choreographien verbunden. Die Studie lief lediglich über drei Monate, konnte in dieser Zeit aber bereits eindeutige Effekte erzielen. Sowohl in der Ausdauerleistungsfähigkeit als auch beim Blutdruck zeigten sich signifikante Verbesserungen über den Versuchszeitraum hinweg. Damit könne gesundheitlichen Problemen auch langfristig vorgebeugt werden, so Ketelhut. "Hoher Blutdruck bei Kindern führt häufig zu hohem Blutdruck im Erwachsenenalter."
Die Forscher sprechen sich nun dafür aus, HIIT in den regulären Sportunterricht zu integrieren, da diese Trainingsmethode effektiv, motivierend und kindgerecht zugleich sei, so Ketelhut. Das Training sei zudem sehr zeitökonomisch und lasse sich daher gut in den regulären Turnunterricht integrieren. (red, 6.2.2020)